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Der ÖGB und die Hedgefonds

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Dass die Gewerkschaftsbank Bawag einen sonderbaren Hang zu hochriskanten Hedgefonds hat, ist Branchenkennern seit Jahren bekannt. Schon 1994 machte der Sohn von Ex-Bawag-General Walter Flöttl mit Bawag-Krediten für von ihm gemanagte karibische Fonds Schlagzeilen. Seit der Übernahme der P.S.K. wurde diese Schiene sogar verstärkt ausgebaut, ein eigenes Team widmet sich dem Hedgefonds-Management.


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Der Grund für das risikoreiche Unterfangen: Die Bawag will ihren Kunden zu Krediten mit günstigen Konditionen verhelfen. Das Geld muss daher anderswo verdient werden.

Doch die Gewerkschaftsbank begab sich damit auf schwieriges Terrain. Denn der Eigentümer, der Österreichische Gewerkschaftsbund, lässt seit Jahren keine Gelegenheit aus, die Machenschaften des internationalen Finanzkapitals, allen voran der Hedgefonds, anzuprangern. Diese seien für wachsende Armut und steigende Arbeitslosigkeit verantwortlich. Doch offensichtlich können Top-Gewerkschafter, so wie die meisten Politiker, eindeutig zwischen Worten und Taten unterscheiden.

Denn unter den Augen der Gewerkschaftsspitze wurden Bawag-Mittel im Ausmaß von sagenhaften 425 Millionen Euro für Refco, einen der größten Termingeschäfte-Broker, locker gemacht. Als Sicherung dienten die Aktien des Unternehmens. Dieses Vorgehen ist in Bankkreisen eher unüblich, da bei einem Zusammenbruch des Unternehmens dessen Aktien nichts mehr wert sind.

Doch Gewerkschaftschef Fritz Verzetnitsch beschwichtigt: Alles nicht so schlimm. Es werde auch bei einem Totalausfall des Kredits kein Gewerkschaftsgeld in die Bawag fließen. Das mag wohl stimmen. Was er jedoch verschweigt, ist, dass die Gewerkschaft durch einen Entgang an Dividende, die für dieses Jahr mit 15 Millionen Euro angesetzt war, einen massiven Schaden erleiden wird.