Auch der Theaterkanal des ZDF konnte sich bei aller sonst zur Schau gestellten Intellektualität dem Trend zur Rankingshow nicht entziehen und kürte am Mittwoch die Schönste Oper aller Zeiten. Während bei "Deutschland sucht den Superstar" der unvermeidliche Hauptjuror zuletzt der Jurykollegin riet, sich morgens mal "richtig durchknattern zu lassen", kommen im ZDF nun die Opernfans auf ihre Rechnung. Interessant dabei: Es moderierte Mirjam Weichselbraun, die zuletzt mit ihren Engagements bei "Dancing Stars" und ehemals bei MTV eher auf der boulevardesken Seite zu finden war. Warum jetzt als Krisenüberbrückung nicht Opern? Zudem findet sich ja kein Genre, das nicht mindestens schon einmal gerankt wurde: 70er, 80er, 90er, zuletzt sah man sogar eine Ranking-Show mit den besten Klavierballaden. Das freilich war an Ödnis nur mehr schwer zu überbieten. Außer vielleicht, wenn ehemalige MTV-Moderatorinnen über Opern sprechen.
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Ansonsten kann man sich wohl nur noch wundern, dass ehemalige Sendungsverantwortliche eines ORF-Magazins keine paar Tage nach der Pensionierung in der Zeitung erklären, dass sie ja eigentlich kaum mehr fernsehen. Das zeigt auch eine interessante Einstellung zu einem Unternehmen, das immerhin Jahrzehnte für Lohn und Brot gesorgt hat. Obwohl der Mann ja im Prinzip recht hat: Das, was sich momentan im deutschsprachigen Fernsehen abspielt, ist mit dem Wort Krise noch viel zu euphemistisch umschrieben. Endzeitstimmung wäre wohl das bessere Wort. Und der Meinung muss man nicht erst sein, wenn man auf Pro7 die "Model WG" gesehen hat. Dann schon lieber Opern im Fernsehen.