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Der ORF als Selbermacher

Von Bernhard Baumgartner

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Nach dem doch recht ehrbaren Abschneiden von Zoë Straub beim Song Contest 2016 - zur Erinnerung: Der Beitrag wurde am Ende 13. - versucht es der ORF heuer wieder mit einer Auswahl ohne Publikumsentscheidung. Eine Show, in der das Publikum aussucht, wer in die Ukraine fahren darf (oder eher muss?), wird es heuer "aus budgetären Gründen" nicht geben. Zwar hat der ORF eine Art Online-Voting angekündigt, im Wesentlichen wird man aber wieder selbst entscheiden, wer Österreich vertritt. Das ist zwar in Zeiten, wo Wahlen respektive deren Nicht-Ergebnisse beginnen, einem auf die Nerven zu gehen, verständlich, aber auch nicht gerade ein Fortschritt. Andererseits: Wer will es dem ORF verübeln? Schließlich musste eine einsame Entscheidung des ORF her, um Conchita Wurst zum Teilnehmer zu küren, beim Publikumsvoting im Jahr zuvor kam sie nicht an die Spitze. Die Makemakes, im Jahr darauf wieder schön brav vom Publikum ausgewählt, scheiterten in der Folge auf inferiore Weise und wurden mit null Punkten Letzte. Da muss man schon an der grundsätzlichen kollektiven Befähigung des Publikums zweifeln, einen erfolgreichen Beitrag auszuwählen. Heuer probiert man es eben wieder selber. Man darf gespannt sein, was der ORF aus dem Hut zaubert. Klassisch oder provokant? Aufregend oder Mainstream? Der Song Contest, der insgesamt eine gewisse Tendenz zum schrillen, zur Selbstironie und zum Politischen zeigt, lädt ja sozusagen dazu ein, einen Beitrag zu schicken, der gegen den Strich bürstet. Mal sehen, ob sich der ORF das traut.