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Gibt es eine Neuauflage von "Taxi Orange"? Gerhard Weis jedenfalls wirkte im Radio höchst erbaut, als er die Erfolgsdaten dieser Reality-Soap auflistete. Nicht nur zufrieden, sondern überaus erfreut schien er u. a. wegen des Bekanntheitsgrads der Sendung, der mit 93 Prozent tatsächlich beachtlich ist. Nur: Was für eine Sendung könnte der ORF machen, sie mittels TV- und Ö3-Werbung unterstützen und dann über Monate zur besten Hauptabend-Sendezeit und jeden halben Samstagabend lang ausstrahlen und nicht bei 93 Prozent Bekanntheit landen?
Nehmen wir die wirklich gute Dokumentarreihe "Am Schauplatz" als Beispiel: Was wäre, wenn man den Film über die Wiener Pensionisten, die sich Kohlen erst in zweiter Linie im Hinblick auf die herrschenden Temperaturen kaufen, sondern in erster Linie keine Kohlen kaufen, weil sie kein Geld haben, um 20.15 Uhr gezeigt hätte? Klar, der Bekanntheitsgrad der Sendereihe würde nach vier Wochen enorm hinaufschnellen.
"Taxi Orange" ist mitnichten von so herausragendem Übel, dass man bei einer allfälligen Neuauflage das Abendland untergehen sehen müsste. "Taxi Orange" ist jedoch auch bei nachsichtigster Betrachtung nicht annähernd gescheit genug, dass man beste Sendezeit zentnerweise dafür bereitstellen könnte. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat eine beunruhigende Lust am Trash. Andernorts werden erfolgreiche Büchersendungen erfunden, bei uns hier schlagen wir die (Sende-)Zeit tot.