Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
2016 wird im ORF nach dem Ende der normalen Amtsperiode eine neue Führung bestellt. Eine neue Führung ist immer auch eine Funktion politischer Verhältnisse. Schon jetzt läuft im ORF so etwas wie Vorwahlkampf, zumindest ist die Nervosität deutlich im Steigen begriffen. Das hat mehrere Gründe. Eine neue Führung bringt immer auch Veränderungen in den Hierarchien mit sich. Dazu kommt, dass derzeit nicht nur an einer neuen Organisationsstruktur für das Unternehmen gebastelt wird, sondern diese auch mit dem Um- und Neubau auf dem Küniglberg gleich in neue Räume und somit sprichwörtlich in Beton gegossen werden kann. Neue Strukturen bringen immer auch die Möglichkeit, neue Leitungsfunktionen zu schaffen oder einer eleganten personellen Veränderung zuzuführen, ohne drastische Schritte setzen zu müssen. Sprich: In den kommenden Jahren hat man im ORF die Möglichkeit, das Unternehmen für viele Jahre dauerhaft zu verändern. Klar, dass das zu Unsicherheiten führen muss. So haben die ORF-Journalisten anlässlich der geplanten Reform des ORF-Gesetzes die "Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit" gefordert und warnen schon jetzt vor politischen "Personalpaketen" bei der nächsten Wahl der ORF-Führung. Forderungskataloge werden präsentiert, Szenarien gewälzt und sozusagen Vorab-Proteste für mögliche Personalien abgehalten. Das hat zuletzt dazu geführt, dass frei werdende Leitungsfunktionen gar nicht mehr besetzt werden. Ist das sinnvoll? Wenn der ORF nun eineinhalb Jahre Lähmung erfährt, mag das die Angst lindern, hilfreich ist es sicher nicht.