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Budgeterstellungen sind immer Zeiten der Wahrheit. Zumindest soweit sich Wahrheiten auf einem geduldigen Blatt Papier überhaupt darstellen lassen. Der Stiftungsrat des ORF wird am Donnerstag über solche Wahrheiten abstimmen, denn die Geschäftsführung legt den Finanzplan 2015 vor. Dabei lässt sie erstmals in Überlegungen blicken, wie eine neue Struktur des ORF aussehen könnte. Und gliedert etliche Abteilungen nicht mehr nach Direktionen, sondern nach "Genres". Das Genre Information erhält laut Finanzplan 161,2 Millionen Euro, der Cluster Kultur 103,6 Millionen Euro, der Bereich Sport 99,3 Millionen Euro, in Unterhaltung & Service fließen 190,9 Millionen Euro. Im ORF-Finanzplan wird zugleich dargestellt, welche ORF-Bereiche zu den einzelnen Themen-Clustern ressortieren. Interessant ist dabei etwa, dass Ö1 und FM4 der Kultur zugeordnet werden, Ö3 jedoch dem Cluster Unterhaltung. Was auf den ersten Blick eine gewisse Logik hat, dürfte mit dem Selbstverständnis einiger dort agierenden Herrschaften möglicherweise nicht konform gehen.
Weiters zeigt sich eine Verschiebung vom Sport- zum Unterhaltungsbereich, die sich durch die geringeren Aufwendungen für Sportgroßereignisse und die zusätzlichen Kosten für den Eurovision Song Contest 2015 ergibt. Das muss freilich in den Jahren danach nicht so bleiben, sofern der ORF nicht endgültig dem Mega-Event-Sport abschwört. Wie sich die neue Struktur genau entwickelt, wird wohl noch Gegenstand vieler Debatten sein. Ob sie sich ausgeht, bis 2016 eine neue Geschäftsführung gewählt wird, wird man sehen.