Kann man von einem Unternehmen erwarten, sich in einer vom eigenen Haus verfassten Broschüre selbst zu schädigen? Natürlich nicht. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der 228 Seiten starke Bericht des ORF zum Public Value (also dem öffentlichen Mehrwert) eher einer PR-Broschüre gleicht als einer seriösen, umfassenden Auseinandersetzung mit der Frage, in wie weit der ORF seinen im Gesetz vorgeschriebenen öffentlich-rechtlichen Programmauftrag erfüllt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Zwar finden sich in dem Buch interessante Fakten und Kommentare führender Mitarbeiter des Hauses, eine Reflexion, wie denn Teile des Programmes im Lichte des öffentlichen Auftrages zu sehen sind, sucht man jedoch vergeblich.
Und da gäbe es einige interessante Fragen in diesem Komplex, etwa jene, welche Teile von ORF1 oder Ö3 die ORF-Führung noch als öffentlich-rechtlich einstuft. Gekaufte US-Serien, Filme und Musik mögen zwar das Recht der Zuseher auf Unterhaltung erfüllen, wirklich weiter bringen sie uns aber nicht. Das überlässt man dann den Intellektuellen-Ghettos, die sich auf Ö1, Teilen von ORF 2 oder 3sat gebildet haben. Dass sich der ORF auf diese Debatte gar nicht einlässt, ist aus seiner Sicht verständlich: Eine Erklärung, wie etwa der Public Value der Karlich-Show, "Anna und die Liebe" oder "CSI" zu werten ist, muss man schließlich erst einmal finden.