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Die Fastenzeit hat sich auch im heurigen Jahr im Fernsehprogramm niedergeschlagen. Je näher der Palmsonntag rückte, desto karger wurde das Gebotene. Nicht einmal die Sportübertragungen konnten darüber hinwegtäuschen. Doch zum Unterschied zur kirchlichen Liturgie begann de facto bereits am vergangenen Wochenende das Osterprogramm. Da wurde ein kräftiger Vorgeschmack auf das Filmfeuerwerk der nächsten Tage (samt dem traditionellen Bibel-Mehrteiler) geboten - die Fastenzeit war plötzlich vorbei.
Doch zurück zur Zeit der Kargheit, die sich übrigens auch materiell manifestiert: So dünn wie vor Ostern sind TV-Zeitschriften sonst nur im Sommer. Man kann dies auch problemlos mit einer Küchenwaage feststellen. Die diversen Osterhefte sind schön schwer, jene der Wochen davor dagegen scheinen besonders erfolgreich die Kur "leichter leben" absolviert zu haben.
Der Schluss, dass der Fundus an Spielfilmen und Dokumentationen doch nicht unerschöpflich sei, ist allerdings trügerisch. Filme, auch hochqualitative, gibt es in Hülle und Fülle. Es ist nur eine Frage der Auswahl und Schwerpunktsetzung. Man könnte fast glauben, dass es die Devise der TV-Anstalten ist, den Zuseher gerade in der Fastenzeit hungrig auf die Überfluss-Orgie zu machen. Schließlich soll ja jedes Kind wissen, dass zu Ostern nicht nur der Osterhase Geschenke bringt.