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Der Österreicher und sein Euro: Mehr teuer als lieb

Von Hermann Sileitsch

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Ein zuverlässiger Partyschreck bei den eigenen Feierstunden: Ob Erweiterung oder Reformvertrag - noch jeden ihrer großen Momente hat die Europäische Union erfolgreich desavouiert. Nicht anders beim Euro: Der historische Beschluss vom Mai 1998 war überschattet von unwürdigen Querelen über den ersten Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB).


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Die Erwartungen in die Einheitswährung waren groß. Die Befürchtungen freilich noch größer - im Rückblick unbegründet. Heute fällt es selbst Euro-Skeptikern schwer, die Erfolgsstory umzudeuten: Nein, die Währungsunion ist nicht an politischer Uneinigkeit zerbrochen. Die Arbeitslosenzahlen sind nicht explodiert. Und: Der Euro war weder eine "Frühgeburt", noch wurde ein "Weichling" draus. Nur wenige hätten gewettet, dass 2008 ein Euro fast 1,6 US-Dollar wert sein würde. Die Inflation lag bisher um die angepeilten zwei Prozent.

Das Positive überwiegt deutlich: Erst die Einheitswährung macht den Binnenmarkt komplett. Die Maastricht-Kriterien nahmen die Staaten in die Pflicht, Budgetsanierung und Schuldenabbau auf die Agenda zu heben. Monetären Alleingängen, etwa von Italien, schob der Euro einen Riegel vor.

Wird es so weitergehen? Die Fragezeichen mehren sich. Erdöl und Rohstoffe sorgen für einen weltweiten Teuerungsschub, gegen den die EZB wenig ausrichten kann. Deren Fokus auf Preisstabilität gerät ohnedies in den Verdacht, die Konjunktur im Gefolge von Finanzmarktkrise und US-Rezessionsangst abzuwürgen. Selbst wenn die Slowakei dazustößt, deckt sich Euro-Land noch lange nicht mit dem EU-Markt. Und auf die Budgetdisziplin wird heute gerne wieder vergessen. Italien? Das entwickelt sich gerade wieder zum Sorgenkind.

Eine Erwartung hat der Euro klar nicht erfüllt: zur europäischen Identität beizutragen. Hierzulande hat die Europa-Laune stets der Blick ins Börsl geprägt: ob "Ederer-Tausender" oder Teuro-Debatte. Der Euro hat die Österreicher jedenfalls um keinen Deut zu überzeugteren Europäern gemacht.

geldundmenschen@wienerzeitung.at