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Bei der ÖVP findet sich niemand, der das Geheimnis um die Nummer eins für die EU-Wahl lüften könnte.
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Eine Maria Berger sollte die ÖVP halt haben! So seufzen dieser Tage viele Journalisten. Die ehemalige Justizministerin, nunmehrige SPÖ-Delegationsleiterin im EU-Parlament und voraussichtlich künftig Österreichs Vertreterin am Europäischen Gerichtshof hatte vergangene Woche bei einem Redaktionsbesuch ausgeplaudert, dass Hannes Swoboda die SPÖ in die EU-Wahl am 7. Juni führen wird. Da half es auch nichts mehr, dass die SPÖ-Zentrale halbherzig darauf hinwies, dass die offizielle Entscheidung erst Ende März fallen werde - die Neuigkeit war draußen.
Nur bei der ÖVP will sich niemand finden, der den Schleier über der schwarzen Spitzenkandidatur endlich lüftet. Eigentlich komisch, gelten Politiker ja doch gemeinhin als überdurchschnittlich mitteilungsbedürftig. In der ÖVP dürften sich - subjektiv gefühlt - Anhänger und Gegner einer Nummer eins mit Namen Othmar Karas die Waage halten. Dabei gilt dieser mittlerweile als der profilierteste schwarze EU-Politiker.
Die Unsicherheit lässt aber natürlich Raum für üppig sprießende Gerüchte. So kursiert seit Wochen der Name von Ulrike Fiona Domany-Funtan (31) als angeblich heiße Aktie für einen Fixplatz auf der ÖVP-Liste für Europa. Die Managerin bei Johnson&Johnson Medical Products in Wien und Ehefrau des kürzlich - angeblich aber nicht ganz freiwillig - als Flughafen-Vorstand abgetretenen Christian Domany kandidierte bereits 2004 als Spitzenkandidatin der Salzburger ÖVP und verpasste nur relativ knapp ein Mandat.
Ex-Landeshauptmann Franz Schausberger zumindest lobt die einstige Mitarbeiterin in den höchsten Tönen. Auch andere, die sie kennen, nennen sie "jung, dynamisch, kommunikativ" und ähnliches. Es melden sich aber auch kritische Stimmen, welche die brodelnde Gerüchteküche als versuchtes Eigen-Marketing bezeichnen.
So nannte etwa Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Präsentation des neuen Flughafen-Vorstands als Grund für den Wechsel Domanys, dass der jung verheiratete Manager seiner Frau nach Paris folgen wolle, die dort ein vielversprechendes Karriereangebot erhalten habe. Wer aber in die Stadt der Liebe will, den kann es kaum nach Brüssel ziehen.
Weitaus besser stehen dem gegenüber die Chancen von ÖVP-Wissenschaftssprecherin Beatrix Karl auf ein Mandat im EU-Parlament. Als Option für die Spitzenkandidatur kommt aber auch die steirische Arbeitsrechtsexpertin nicht in Frage. Für diesen Job suchen manche in der ÖVP immer noch nach dem sprichwörtlichen Polit-Wunderwuzzi: Landesweit bekannt, über enge Parteigrenzen hinweg beliebt, rhetorisch begabt, politisch halbwegs sattelfest, aber ohne allzuviele Ecken und Kanten.
Da in Österreich allein der ORF solche Persönlichkeiten zu formen vermag, scharren sämtliche Parteien beständig an den Türen der diversen TV-Prominenten - und jede einzelne wurde auch schon erhört. Angeblich soll auch diesmal wieder die ÖVP ihr Glück bei "ZiB2"-Moderatorin Ingrid Thurnher versucht haben - und ebenso angeblich - sich zum wiederholten Mal eine Abfuhr abgeholt haben. Der Trick mit Ursula Stenzel lässt sich eben auch nicht beliebig wiederholen.
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Eine Veranstaltung der etwas ausgefalleneren Art findet am 28. März in Wien statt. An diesem Tag findet nämlich in der Wiener Militärpfarrkirche St. Johann Nepomuk eine feierliche Reliquieneinsetzung statt - und diese stammen von keinem geringeren als Österreichs letztem Kaiser, dem selig gesprochen Karl. Die Einladung erfolgt im Namen des Präsidiums der Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Völkerfrieden - und laut deren Homepage finden sich rund um den Globus gezählte 104 Verehrungsorte für Karl, sogar in Australien und auf den Philippinen. Wieder was gelernt.