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In seinem Buch über Jesus ermuntert Benedikt XVI. die Katholiken zu Kritik an der Kirche. Beim Wort genommen: Der Papst versucht, mit einer verheerenden Strategie die Einheit seiner Kirche vom rechten Flügel her zu stärken.
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Mit einem verrückten Zitat aus dem 14. Jahrhundert brachte er die Muslime gegen sich auf, redete aber den Gegnern von Minaretten und Kopftüchern nach dem Mund. Mit der Behauptung, die Protestanten seien keine Kirche, störte er nachhaltig die Annäherung zwischen Christen und bediente damit die Gegner der Ökumene.
Er führte - in der Wortwahl gemildert, doch in der Substanz unverändert - die Fürbitte am Karfreitag wieder ein, "dass Gott ihre (der Juden) Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen". Das freute jene, welche die Juden immer noch für "Gottesmörder" halten und nicht für die "älteren Brüdern und Schwestern der Christen", wie Johannes Paul II. sie genannt hat.
Die Wiederaufnahme des exkommunizierten Erzbischofs Williamson, der den Holocaust leugnet, ermuntert Kardinäle, Bischöfe und Priester zu massiver Kritik. Zwar gelobt jeder Kleriker dem Papst Gehorsam, aber nicht die Unterdrückung von Gewissen und Vernunft.
Der Papst verurteilte nämlich Williamsons kapitalen Unsinn, doch eine exemplarische Strafe blieb aus. Kardinal Schönborn: "Wer den Holocaust leugnet, kann nicht in seinem kirchlichen Amt rehabilitiert werden." Hamburgs Erzbischof Werner Thissen warf dem Vatikan schlechte Recherche der Ansichten Williamsons vor.
Der nächste Rechtsschwung des Papstes empört nun Katholiken weit über Österreich hinaus: die Ernennung des neuen Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner. Der behauptete, dass Harry Potter "satanistisch" sei und die Sturmkatastrophe in New Orleans Folge der "geistigen Umweltverschmutzung". Will der Papst mit einem intellektuellen Vertreter düstersten Aberglaubens die Einheit der Kirche vom extrem rechten Flügel her stärken? Wagners Strategie dafür: "Ich bin einer, der die Konfrontation sucht." Von Gottes Gebot der Feindesliebe nie etwas gehört?
Schöne Aussichten also in Österreich: Von 5,6 Millionen Katholiken besuchen 14 Prozent regelmäßig die Kirche, 1975 waren es noch 25 Prozent. In den vergangenen fünf Jahren verließen 208.000 Katholiken ihre Kirche - eine Verdoppelung binnen 25 Jahren. Dazu trugen innerkirchliche Skandale wesentlich bei.
Jesus sagte: "Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts." Anscheinend hält der Papst die Rechtsaußen der Kirche für die "Kinder des Lichts".
Clemens M. Hutter war bis 1995 Ressortchef Ausland bei den "Salzburger Nachrichten".
+++ Kommentar 2: O maledetto Benedetto.. . Ohne Erlaubnis der Linken