Zum Hauptinhalt springen

Der Pate und die Unschuld

Von Tamara Arthofer

Kommentare
Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wenn die Causa nicht so ernst wäre, könnte man die Aussagen von Luciano Moggi ja fast ein bisserl putzig finden. Er verstehe das Urteil nicht und hoffe in der Berufung auf eine "wahrhaftige Justiz", erklärte der Ex-Juventus-Sportdirektor, nachdem er wegen seiner Rolle im italienischen Wett- und Manipulationsskandal zu fünf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden war. Zugegeben, das Urteil - dessen Vollzug aber wohl noch lange auf sich warten lassen wird - klingt hart, und vielleicht hatte der gesamte Prozess auch Exempel-Charakter. Andererseits fragt man sich schon, was genau Moggi nicht versteht. War alles nur ein blödes Missverständnis? War er gar nicht der Kopf einer Schiebungsbande? Nützte er nicht seine Kontakte in höchste Kreise, um die ganze Liga zu verzerren? Wurde er nicht zum Paten des bisher größten Skandals im italienischen Fußball, der vom Boulevard sogar nach ihm benannt ("Moggiopoli") wurde und Juventus die Aberkennung zweier Meistertitel, die Zwangsrelegation und den Verlust von viel Geld einbrachte? Hat nicht damals sogar ein Schiedsrichter gemeint, seine Gilde sei "Untertan der Juve-Macht"?

Hat Moggi wirklich geglaubt, mit einem Freispruch davonzukommen? Vielleicht. Schließlich haben schon prominentere Landsmänner es geschafft, ihren Kopf immer wieder auf die unglaublichste Art aus der Schlinge zu ziehen. A bisserl was geht halt doch immer. Bis es dann einmal zu viel ist und selbst die putzigsten Ausreden nicht mehr ziehen. Das gilt für Moggi genauso wie für einen ganz besonders prominenten Landsmann.