Wirtschaftsforscher erwarten Rückgang des Konsums.
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Helsinki. Die Finnen haben harte Zeiten hinter sich. 2009 trafen die Folgen der Finanzkrise und des weltweiten Nachfrageeinbruchs das wohlhabende nordeuropäische Land mit voller Wucht: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging um mehr als 8 Prozent zurück - der stärkste Einbruch aller OECD-Länder.
Die Regierung schnürte Konjunkturpakete, um dem Land auf die Beine zu helfen, und 2010 stabilisierte sich die Wirtschaft wieder. Doch der "Patient" Finnland steht noch auf sehr wackeligen Beinen.
"Wir sind immer noch weit unter dem Niveau von 2008", betonte Anssi Rantala, Chefvolkswirt der Bank of Finland (BoF). In ihrer Frühjahrsprognose erwartete die BoF für heuer noch ein BIP-Wachstum von rund 4 Prozent, was aber zu optimistisch war. Die nächste Einschätzung werde im Dezember abgegeben - mit einer Revision nach unten, betonte Rantala.
Nach den Plänen der Regierung sollte die finnische Wirtschaftsleistung im Jahr 2012 wieder das Vorkrisenniveau erreichen - das sei aber nun sehr fraglich, ebenso wie die Erholung der Weltwirtschaft. Rantala: "Die neuesten Daten weisen darauf hin, dass sich weltweit das Wachstum abschwächt."
Finnisches BIP stark von Exporten abhängig
Das ist schlecht für die stark exportorientierte finnische Wirtschaft. Rund 40 Prozent des BIP entfallen auf Exporte - was Finnland schon 2009 zum Verhängnis wurde. Damals brachen die Ausfuhren um mehr als 20 Prozent ein. Auch die Investitionen seien stark zurückgegangen. Der private Konsum sei dagegen nur um 3 Prozent gesunken. Die finnischen Haushalte hätten das Wachstum gestützt und noch Schlimmeres verhindert. Auch jetzt noch wachse der Konsum, aber das könne nicht mehr allzu lange so weitergehen. Die BoF-Ökonomen erwarten hier in den kommenden Monaten einen Rückgang.
War Finnland noch bis 2008 mit Budgetüberschüssen gesegnet, ist das Land seit der Finanzkrise mit Defiziten konfrontiert. 2010 wurde ein Fehlbetrag von 2,5 Prozent des BIP registriert. Für nachhaltig sanierte öffentliche Finanzen wäre ein Überschuss von 4 Prozent des BIP notwendig, sagte Mikko Spolander vom finnischen Finanzministerium. Um die Lücke zu schließen, sei ein Bündel an Maßnahmen nötig. Ganz oben auf der Liste steht das Bestreben, die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten, denn auch Finnland kämpft mit dem demografischen Wandel.