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Der Pho als "Food Porn"

Von Andreas Rauschal

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Der Mann sieht nicht nur aus wie Leonard Cohen. In seiner, sagen wir, Lebenslust im Sinne der Genussfreude verhält sich Anthony Bourdain auch ein wenig wie der kanadische Songwriter, bevor er als Zen-Buddhist im Kloster den weltlichen Berauschungsangeboten entsagte. "Alkohol, die Ursache und die Lösung aller Probleme", wie der Koch diesbezüglich aus dem Lehrbuch Homer Simpsons zitiert. In den 80er Jahren standen aber auch schwerere Gerichte auf seinem Speiseplan: Heroin, Kokain und LSD führten Bourdain für einige Zeit in die Abhängigkeit.

Der 1956 im Big Apple geborene Koch blickt auf eine Karriere zurück, die ihn durch mehrere Küchen führte und ihn schließlich zum langjährigen Chef der in Manhattan ansässigen Brasserie Les Halles werden ließ. Nachdem Bourdain mit seinem Buch-Erstling "Kitchen Confidential: Adventures in the Culinary Underbelly" im Jahr 2000 überraschend einen Bestseller verbuchen konnte, gab er den Kochlöffel aber ab und konzentrierte sich auf eine Karriere als Autor, die bald auch zu eigenen TV-Formaten führen sollte. Auf Puls4 können jeden Donnerstag "Die kulinarischen Reisen des Anthony Bourdain" mitverfolgt werden, auf denen der Amerikaner mit französischen Vorfahren die Gerichte aller Herren Länder vorstellt. Dabei verkörpert Bourdain, der sich - Prost, Mahlzeit - bereits rohe Robbenaugen, Schafshoden oder ein noch pochendes Kobraherz einverleibte, so etwas wie die Antithese zum Küchenbiedermeier im deutschsprachigen TV-Raum. Für einen gelungenen Pho hat Bourdain die einzig richtige Bezeichnung parat: Wir haben es hierbei mit "food porn" zu tun. Darauf einen Gin Tonic!