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Internet-Kunden erhalten oft gefälschte Medikamente. | Großteil der Mittel in China hergestellt. | Wien. "Einmal Viagra bitte." Um diesen Satz keinem Apotheker gegenüber - und womöglich im Beisein mithörender Kunden - sagen zu müssen, setzen sich immer mehr Männer einfach an den Computer. Um innerhalb der eigenen vier Wände in einem der zahlreichen Internet-Kataloge zu blättern, in denen Medikamente aller Art zu günstigen Preisen angeboten werden. Ein Mausklick genügt, und das gewünschte Mittelchen wird sogar vom Postboten bis vor die Haustüre gebracht.
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Wer glaubt, sich dadurch peinliche Fragen erspart und das richtige Medikament erhalten zu haben, der irrt aber zumeist. Die Zahl der unseriösen Internet-Apotheken nimmt nämlich laut Werner Luks, Präsident der niederösterreichischen Apothekerkammer, rasant zu.
Mittlerweile bekomme man über Online-Kataloge fast alles - egal ob Diätpillen, Kindernahrung, rezeptpflichtige Medikamente wie etwa Antibiotika oder eben Potenzmittel. Wobei Letztere laut Luks eindeutig am liebsten bestellt werden. Sogar Mittel gegen Krebs werden mitunter angeboten. "Da zahlen Betroffene den selbsternannten Wunderwuzzis vermutlich jeden Preis", so Luks. "Die Mittel haben aber weder Zertifizierungen noch Arzneibuchqualität", warnt der Apothekerkammerpräsident.
Zahlreiche Medikamente seien in Österreich gar nicht zugelassen. Oder man bekomme eine Totalfälschung zugeschickt: Dabei sei weder das Medikament noch die Verpackung oder die Beilage original.
Schadstoffe enthalten
Das Mittel kann dann entweder zuviel, zu wenig oder nicht einmal ein Quäntchen des Wirkstoffes enthalten, der auf der Verpackungsbeilage angegeben ist. Oder ein anderes, ähnliches Präparat wurde verwendet, das jedoch mit keinem Wort erwähnt ist - und womöglich mit Schadstoffen verunreinigt sein kann. "Diese können gesundheitsschädliche Nebenwirkungen hervorrufen", erklärt Luks, der auch allergische Reaktionen nicht ausschließt.
Wer also ein Päckchen mit seinen bestellten Pillen erhält, sollte diese nicht unbedacht einnehmen - falls er es überhaupt bekommt. "Häufig existieren Bestell-Firmen wenige Tage nach der Bestellung gar nicht mehr", berichtet Luks.
Etwaige Reklamationsversuche verlaufen dann leicht im Sand - die meisten Medikamente werden laut Herbert Leschgitz vom Kompetenzzentrum für Gewerblichen Rechtsschutz in China und Indien hergestellt. Die Vetriebsfirmen liegen hingegen oft im ehemaligen Ostblock.
Vor einer Selbstmedikation ohne Arzt warnt auch Martin Strickler, Sprecher der Österreichischen Ärztekammer: "Der persönliche Patientenkontakt ist unersetzlich, im Idealfall kennt der Arzt die gesamte Krankengeschichte und kann dann gezielt behandeln. Es hat schon seinen Grund, dass manche Medikamente nur mit Rezept erhältlich sind."
Auch die Beratung in der Apotheke selbst ist mitunter hilfreich und wichtig - worauf die Arbeiterkammer Wien hinweist. Nur hier sei gewährleistet, mit der passenden Arznei nach Hause zu gehen.