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Der Pilot verlässt das Cockpit

Von WZ-Korrespondent Guillaume Decamme

Wirtschaft

Neuer Airbus-Chef wird EADS-Vorstand Louis Gallois. | A380 ist nicht das einzige Problem. | Paris. Die Muttergesellschaft EADS will nun bei ihrer Tochter Airbus selbst das Ruder in die Hand nehmen. Louis Gallois, neben dem Deutschen Thomas Enders EADS-Co-Chef, soll gleichzeitig auch die Führung von Airbus übernehmen. Dessen Chef, Christian Streiff, hatte nach nur drei Monaten im Amt das Handtuch geworfen. Er soll nun die Spitze des Autobauers PSA Peugeot-Citroën anstreben.


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#Kämpfe mit Enders

Christian Streiff ist an der schwierigen deutsch-französischen Co-Besetzung gescheitert. Im Rahmen dieser Partnerschaft waren die Entscheidungen des Franzosen Streiff als Airbus-Chef an die Zustimmung seines deutschen Vorgesetzten Enders gebunden. Aus der Sicht von Streiff ließ ihm diese Regelung nicht genügend Freiraum für die Sanierung von Airbus. Sichtbar wurde dies unter anderem bei der geplanten Neuentwicklung des Langstreckenfliegers A 350. Ursprünglich war geplant gewesen, ihn auf der Basis des bisherigen A 330 zu entwickeln. Auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough im Juli erklärte Streiff, dass ein vollständig neues Modell entwickelt werden würde. Doch Enders erklärte in einem Interview, dass das Projekt aus finanziellen Gründen abgebrochen werden könnte. "Der A 350 ist zentral für die Entwicklung von Airbus", entgegnete Streiff.

Das Fass lief dann über, als Deutschland gegen die Pläne Streiffs mobil machte, die Produktion des Großraumfliegers A 380 in Frankreich zu konzentrieren. Hamburg und andere deutsche Standorte wären die Verlierer gewesen. Dabei hatte Streiffs Programm die Konzentration der Produktion des erfolgreichen A 320 ursprünglich in Hamburg vorgesehen.

Die französische Regierung sowie die Lagardère-Gruppe, der andere französische Großaktionär, versuchten Streiff vergeblich zu halten. Ministerpräsident Dominique de Villepin drückte noch bis zum Schluss dem Airbus-Chef und dessen Sanierungsplan sein volles Vertrauen aus. Finanzminister Thierry Breton soll Streiff gebeten haben, wenigstens bis zu den französischen Präsidentschaftswahlen zu bleiben.

Sanierungen notwendig

Das Sanierungsprogramm "Power 8", das Streiff vergangene Woche verkündet hat, soll aber weiter die Unterstützung der EADS-Spitze genießen. Das Programm soll ab 2010 jährlich zwei Milliarden Euro einsparen helfen. Anlass für das Sanierungsprogramm war die erneute Verzögerung bei der Auslieferung des A 380 um ein weiteres Jahr. Die Verzögerungen sollen Kosten von 4,8 Milliarden Franken verursachen.

Auch die Rüstungssparte hat Probleme: Der Militärtransporter A 400M soll sogar mit zwei Jahren Verspätung ausgeliefert werden. Das freut den amerikanischen Konkurrenten Lockheed Martin. Unter anderem die deutsche Luftwaffe wartet auf den Militärtransporter. Nun wird diskutiert, ob sie ab 2008 US-Herkules-Maschinen mieten soll.

Der neue Airbus-Chef Louis Gallois kennt das Metier und die französische Politik. Bis zu seinem Einstieg bei EADS vor drei Monaten hat er zehn Jahre lang die französischen Staatsbahnen SNCF (Société Nationale des Chemins de Fer) saniert. Zuvor führte er das EADS-Vorgängerunternehmen Aérospatiale. Seine erste Aufgabe wird es sein, Airbus aus den Turbulenzen herauszuführen.