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Wer immer hierzulande auf einer Sportanlage schon einmal dem runden Leder nachgejagt ist, hat ganz bestimmt die wahren Herrschaftsverhältnisse im Fußball kennengelernt. Das letzte Wort haben nämlich nicht die Trainer, natürlich auch nicht die Spieler, sondern einzig und allein die Platzwarte. Ohne sie läuft gar nichts (vor allem nicht der Ball) - und damit ist nicht die optimale Höhe der Grasnarbe gemeint. Denn wer hat nicht erlebt, dass nur ein bisschen Regen zu Trainingsverbot oder gar Spielabsage geführt hat, weil es einer eben so wollte? Auch wenn der Rasen in 99Prozent der Fälle ohnehin nie ein englischer war, das Fleckerl Grün musste vor zerstörerischen Stoppelschuhen geschützt werden. Diese Allmacht der Platzwarte bekamen nun auch Österreichs beste Fußballer zu spüren, die Nationalmannschaft. Eine Groteske, über die zu lachen es schwerfällt. Denn Teamchef Marcel Koller hat andere Probleme, als sich an den "nicht professionellen Bedingungen" im Wiener Sportstätten-Wesen abzuarbeiten. Zumal er sich über sein tristes Büro im Bauch des alten Happel-Stadions schon genug geärgert hat. Dass er als ÖFB-Teamchef noch erleben wird, in ein neues, modernes Nationalstadion einzulaufen, ist auszuschließen - daher heißt es weiterwursteln, bei schlechten Platz- und Lichtverhältnissen woanders trainieren (gestern in der Südstadt) und auf Gnade hoffen. Diesmal war es Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der den allmächtigen Platzwart overrulte und ein Training auf dem Stadion-Hauptfeld erlaubte. Noch besser wäre es aber, "professionelle Bedingungen" zu schaffen, die das Team nicht mehr zu Bittstellern vor Platzwart und Politik machen.