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Der Pleitegeier zieht seine Kreise

Von Karl Leban

Wirtschaft
Ob die AUA bis zum Eigentümerwechsel durchhalten kann, hängt vom Erfolg ihres Sparpakets ab.Foto: reu

Aufsichtsrat will Krisen-Paket bereits am Montag fixieren. | Plan B bei Scheitern des Deals mit Lufthansa: Radikales Schrumpfen. | Wien. Bei der AUA ist Feuer am Dach: Der rot-weiß-roten Fluglinie droht das Geld auszugehen, noch ehe sie, wie geplant, gegen Jahresmitte unter die Fittiche der Lufthansa schlüpfen kann. Infolge der globalen Wirtschaftskrise schmelzen die Umsätze derzeit rasch dahin, weil die Passagierzahlen immer schneller in den Keller rasseln. Für das laufende erste Quartal rechnen Analysten denn auch mit horrenden Verlusten von weit mehr als 100 Millionen Euro.


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Dass die Situation für die noch teilstaatliche Airline dramatischer denn je ist, hat AUA-Präsident Peter Michaelis, Chef der Staatsholding ÖIAG, am Donnerstag bestätigt. "Wir kämpfen ganz massiv dagegen an, dass wir in die Nähe einer Insolvenz kommen", sagte Michaelis vor Journalisten. Zuvor hatte bereits Finanzminister Josef Pröll die akute Gefahr eines Zusammenbruchs anklingen lassen (die "Wiener Zeitung" berichtete).

Vorgriff auf Staatsbeihilfe?

So wie Pröll ist aber auch Michaelis um Beschwichtigung bemüht. Jetzt einmal müsse das Sparpaket, mit dem die Kosten heuer um 225 Millionen Euro hinuntergefahren werden sollen, rasch auf den Weg gebracht werden. Festzurren will Michaelis die geplanten Maßnahmen (siehe Artikel rechts unten) bereits am Montag in der Sitzung des AUA-Aufsichtsrats. Greift das Paket, wäre die Gefahr, dass die AUA gegen die Wand fliegt, gebannt, meinte er sinngemäß. Und dann sollten auch die Mittel aus dem 200 Millionen Euro schweren Überbrückungsdarlehen der ÖIAG "aus heutiger Sicht ausreichen", um die Liquidität der AUA bis zum Eigentümerwechsel (Closing) zu sichern.

Sollte das wider Erwarten nicht der Fall sein, müsste ein Vorgriff auf jene staatliche 500-Millionen-Beihilfe gemacht werden, die man der Lufthansa für die AUA, wie vereinbart, mit auf die Reise geben will. Michaelis: "Wir müssten dann wieder in Brüssel anfragen."

In der Lufthansa sieht der ÖIAG-Boss jedenfalls den "richtigen Partner für die AUA". Dass die EU-Wettbewerbshüter, aber auch rebellische AUA-Investoren den seit gut zwei Monaten fixierten Verkauf noch kippen könnten, glaubt Michaelis nicht. Sollte es dennoch dazu kommen, müsste Plan B aus der Schublade gezogen werden. Im Klartext hieße das: "Drastische Verkleinerung der AUA - mit allen Nachteilen, was den Standort betrifft." Und: "Wir würden dann nicht mehr über eine Austrian Airlines reden, sondern über eine Vienna Airlines", so Michaelis.

Dieser Plan B - "er ist ein ungeliebtes Kind" - käme zudem wesentlich teurer als die Restrukturierungsbeihilfe beim Verkauf an die Lufthansa, betonte der AUA-Aufsichtsratschef, ohne die Summe zu beziffern. Ungleich teurer, vermutlich sogar in Milliarden-Dimensionen, wie Fachleute meinen, wäre eine Liquidierung des heimischen Carriers.

Ötsch stand fürs "Mittelalter"

Zur vorzeitigen Ablöse von AUA-Chef Alfred Ötsch, die zuletzt rascher erfolgte als erwartet, erklärte Michaelis nur: "Es war der richtige Zeitpunkt - ein Signal, dass jetzt die Neuzeit für die AUA beginnt." Und es sei auch jetzt richtig gewesen, "nicht weitere Unsicherheiten ins Unternehmen hineinzutragen".

Die interimistische Führung der Fluggesellschaft wird den beiden AUA-Vorstandsmitgliedern Andreas Bierwirth und Peter Malanik am kommenden Montag vom Aufsichtsrat formell übertragen.

Wieviel Geld Ötsch, dessen Vertrag noch bis Ende März 2011 gelaufen wäre, als Abfertigung kassiert, blieb auch gestern offiziell unbeziffert. Michaelis: "Über Zahlen sprechen wir in der Öffentlichkeit nicht." Dem Vernehmen nach sind es rund 1,1 Millionen.

Indessen bleibt abzuwarten, ob Michaelis, für den es in Sachen AUA-Privatisierung vor allem auch von politischer Seite massive Kritik hagelt, seinen ÖIAG-Job behalten kann. Sein Vertrag wurde erst Mitte 2008 um drei Jahre verlängert. Zumindest der ÖIAG-Aufsichtsrat hält dem umstrittenen Vorstandschef die Stange. Präsident Peter Mitterbauer: "Es gibt keine offenen Fragen, das Vertrauen ist ihm ausgesprochen. Für den Aufsichtsrat steht seine Person nicht zur Debatte."