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Als Ronald Wilson Reagan im Jänner 1981 als 40. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in Weiße Haus einzog, war er mit knapp 70 Jahren der älteste Amtsinhaber in der Geschichte seines Landes. Als er am vergangenen Samstag im Alter von 93 Jahren starb, war er älter, als alle seine Vorgänger je geworden waren. Die Tragik seines langen Lebens bestand aber darin, dass er seit Jahren sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, Präsident gewesen zu sein. Seine vor zehn Jahren diagnostizierte Alzheimer-Erkrankung hatte dazu geführt, dass er nicht einmal seine engsten Angehörigen erkannte.
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Der am 6. Februar 1911 in Tampico im Bundesstaat Illinois geborene Reagan, Sohn eines Handlungsreisenden irischer Abstammung und mütterlicherseits mit schottisch-englischen Vorfahren, interessierte sich schon während seiner Schulzeit fürs Theater und absolvierte später neben einem Soziologie- und Wirtschaftsstudium auch jenes der Theaterwissenschaften. Nach dem Abgang von der Universität im Jahr 1932 arbeitete er zunächst als Sportreporter.
1937 wurde Ronald Reagan von Hollywood entdeckt, wo er bis zur Einberufung zur Armee 29 Filme der B-Klasse drehte. Eine Sehschwäche verhinderte seinen Einsatz an der Front. Nach dem Krieg setzte er, der in erster Ehe mit der Schauspielerin Jane Wyman verheiratet war und in zweiter Ehe seit 1952 mit der Schauspielerin Nancy Davis, seine Filmkarriere fort und drehte insgesamt 53 Filme.
Seine politische Tätigkeit startete Reagan, der bis Anfang der Sechzigerjahre als Roosevelt-Demokrat galt, 1941 in der Schauspielergewerkschaft, deren Präsident er 1947 wurde.
1962 wurde Reagan, der 1948 noch den demokratischen Präsidenten Harry Truman und 1950 die demokratische Kandidatin Helen Gahagan Douglas in ihrem Wahlkampf um einen Senatssitz gegen Richard Nixon unterstützt hatte, Mitglied der Republikanischen Partei und zog 1964 für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater in den Wahlkampf. Im gleichen Jahr gründete eine Gruppe rechtsgerichteter Unternehmer die Gesellschaft "The Friends of Ronald Reagan", die zwei Jahre später mit großen finanziellem Einsatz seine Wahl zum Gouverneur von Kalifornien betrieb. 1970 wurde er für eine zweite Amtsperiode gewählt, verzichtete aber auf eine weitere Wiederwahl, um sich auf die republikanische Präsidentschaftsskandidatur im Jahr 1976 vorzubereiten. In den Vorwahlen unterlag er aber dem amtierenden Präsidenten Gerald Ford, der wiederum dem Demokraten Jimmy Carter weichen musste. Erst der zweite Anlauf zur Präsidentschaft gelang und Reagan besiegte 1980 den glücklosen Carter klar mit 50,8 Prozent der Stimmen und 489 von 530 Wahlmännern. Noch deutlicher fiel sein Wahlsieg vier Jahre später aus: 58,8 Prozent und 525 Wahlmänner, dem höchsten Wahlmänneranteil in der US-Geschichte. (George W. Bush erreichte vor vier Jahren gerade einmal 271 Wahlmänner).
Reagan besetzte mehr Posten mit engen Parteigängern als alle seine Vorgänger, befürwortete eine streng konservative Wirtschaftspolitik mit Steuererleichterungen für Besserverdiener und eine Kürzung der Sozialleistungen für die unteren Einkommensschichten. Enorme Rüstungsausgaben (Starwars) führten aber dazu, dass sein Plan einer Schuldenreduzierung nicht griff und die USA am Ende seiner Amtszeit die höchste Auslandsverschuldung ihrer Geschichte aufwiesen. Auch der US-Einmarsch auf der Karibikinsel Grenada im Jahr 1983 und die Iran-Kontraaffäre, in den enge Mitarbeiter verstrickt waren, warfen Schatten auf Reagans Präsidentschaft.
In der Auseinandersetzung mit der Sowjetunion, die er in seiner ersten Amtszeit als "Reich des Bösen" bezeichnet hatte, schwenkte der strikte Antikommunist Reagan aber auf Entspannung und fand in Michail Gorbatschow den Partner, um den Kalten Krieg zu beenden.
Nach seiner Alzheimer-Erkrankung zog sich Reagan 1994 völlig aus der Öffentlichkeit zurück.