Das Laster Rauchen wirkt sich nicht nur aufgrund der Kosten und der Gesundheitsaspekte negativ auf den Menschen aus.
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Stanford/Wien. Das Rauchen scheint wesentlich mehr zu kosten als jene Summe, die Menschen in den Erwerb von Zigaretten investieren. Man könnte meinen, dass in diesen Zeilen jetzt der Gesundheitsaspekt und die Ausgaben für das Gesundheitssystem in den Vordergrund rücken - aber mitnichten. Denn einer neuen Studie von Wissenschaftern der Stanford University School of Medicine zufolge zeigt sich deutlich, dass arbeitslose Raucher viel schwieriger den Einstieg ins Berufsleben schaffen als ihre nichtrauchenden Konkurrenten. Und wenn es ihnen doch gelingt, sie im Durchschnitt fünf Dollar beziehungsweise umgerechnet 4,40 Euro pro Stunde weniger verdienen als Nichtraucher.
Schon frühere Studien in den USA und in Europa hätten den Zusammenhang von Rauchen und Arbeitslosigkeit aufgezeigt, stellen die Forscher fest. Und der Fortschritt in der Nichtraucherbewegung macht es nicht einfacher. Mittlerweile werden Rauchende aus dem Arbeitsprozess ja regelrecht schon verbannt, denn die rauchfreien Zonen gewinnen an Quadratmetern. In manchen Gebäuden ist der Qualm gar völlig untersagt. Die Unternehmen setzen verstärkt auf Gesundheitsbewusstsein, um unnötige Kosten durch Krankenstandstage zu vermeiden - und auf Nichtraucherschutz.
Doch ist das Rauchen letztlich Ursache oder Wirkung? Auch dieser Frage ist die aktuelle Studie, die Hauptautorin Judith Prochaska im Fachblatt "Jama Internal Medicine" veröffentlicht hat, auf den Grund gegangen. Jedoch. "Man weiß nicht, ob sich Raucher bei der Jobsuche schwerer tun oder sie eher ihren Job verlieren. Auch ist nicht klar, ob Nichtraucher, wenn sie arbeitslos werden, erstmals und stressbedingt zur Zigarette greifen", erklärt Prochaska in der Studie.
Über einen Zeitraum von einem Jahr beobachteten die Forscher den Erfolg beziehungsweise Misserfolg von US-amerikanischen Jobsuchenden. Dabei waren 131 Raucher und 120 Nichtraucher unter den Studienteilnehmern. Zwölf Monate später hatten nur 27 Prozent der Qualmenden einen Arbeitsplatz gefunden - im Gegensatz zu 56 Prozent bei den Nichtrauchern. Der bereits beschriebene durchschnittliche Gehaltsunterschied kam dabei deutlich zum Vorschein.
Die Rauchenden waren jedoch auch im Durchschnitt jünger, weniger gebildet und in einer schlechteren Gesundheitsverfassung als ihre Studienpendants. Auch solche Differenzen können die Fähigkeit des Jobsuchenden, Arbeit zu finden, stark beeinflussen, heißt es in der Studie.
Deswegen untersuchten die Forscher noch weiter im Detail und berücksichtigen auch Faktoren wie etwa die Länge der Arbeitslosigkeit, die Herkunft und das Vorstrafenregister. "Wir gestalteten die Studie derart, dass die beiden Gruppen, den uns zur Verfügung stehenden Informationen zufolge, so ähnlich wie möglich sind", stellt Co-Autor Michael Baiocchi fest. Aber auch nach dieser Verschiebung der Variablen ergab sich das gleiche Bild: Ein Jahr nach Studienbeginn war die Wiederbeschäftigungsrate von Rauchern um 24 Prozent geringer als jene von Nichtrauchern.
In einer Folgestudie soll ermittelt werden, wie man Jobsuchende darin unterstützen könnte, das Rauchen aufzugeben. Arbeitslose mit diesem Laster werden randomisiert - also dem Zufall überlassen - in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhält eine spezielle, persönliche Unterstützung, um sich zu entwöhnen, die Studienteilnehmer in der Kontrollgruppe bekommen eine kurze Beratung und werden an eine entsprechende Info-Hotline verwiesen. Die Hypothese der Forscher ist, dass jene Probanden, die vom Rauchen loskommen, leichter einen neuen Job finden.