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Der Presserat zieht die Grenzen enger

Von Bernhard Baumgartner

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Mittlerweile vergeht kaum eine Woche, ohne dass der Presserat mit Entscheidungen die ethischen Grenzen für Medien setzt, präzisiert oder in Erinnerung ruft. Zwar ist der Rat lediglich ein Instrument der freiwilligen Selbstverpflichtung (seine Entscheidungen haben nur informativen Charakter), dennoch entfaltet er seine Wirkung im journalistischen Handeln jener, denen Ethik im Beruf nicht völlig egal ist. Nun hat der Presserat eine bemerkenswerte Entscheidung gefällt. Ein Medium ist auch für Postings in moderierten Foren verantwortlich. Konkret geht es (wieder einmal) um die "Krone". Dort forderte ein User für die Mitarbeiter eines Verlages die öffentliche Erschießung. Der Verlag hatte einen "Satirischen Reiseführer" publiziert, der auch mögliche Terrorziele in Wien nennt, etwa die Liliputbahn, den Forschungsreaktor der TU Wien oder den Stephansdom. Das Buch erschien nach den Anschlägen von Paris - danach distanzierte sich der Verlag vom eigenen Buch, was die User nicht hinderte, im Forum drastische Konsequenzen (Erschießung!) zu fordern. Der Redakteur gab diese Postings frei. Ein Fehler, offensichtlich: "In einem prä-moderierten Forum muss ein Medium prüfen und Postings, die gegen den Ehrenkodex verstoßen, überhaupt nicht freischalten." In diesem Fall war die Entscheidung vorherzusehen, tangieren solche Postings doch mitunter sogar das Strafrecht. Doch in manchen Fällen geht es um Grenzen, die mitunter nicht so klar ersichtlich sind, und es ist gut, ein Gremium zu haben, das diese Grenzen reflektiert. Auch wenn das nicht immer angenehm ist: Notwendig ist es jedenfalls.