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Der Priester als Wirtschaftsberater

Von WZ-Korrespondentin Agnieszka Hreczuk

Wirtschaft

Polnische Geistliche sollen ihren Schäfchen in Geldfragen helfen. | Nationalbank bildet kostenlos aus. | Warschau. Die polnische Nationalbank hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Nicht auf Kredite und Wechselkurse richtet sich dabei ihr Augenmerk, sondern auf geistlich-moralischen Beistand in der Wirtschaftskrise. Drei Monate lang drücken Geistliche die Schulbank, um später auf wirtschaftliche Fragen ihrer Gemeindemitglieder Antworten geben zu können. Am ersten von der Nationalbank organisierten Lehrgang beteiligen sich 50 Priester aus Krakau. Die Wartelisten für die nächsten Schulungen in ganz Polen sind aber schon voll.


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Eine bisher einmalige Idee in Polen, aber in dem nach wie vor stark katholisch geprägten Land nicht ganz verkehrt. Immerhin werden die Geistlichen, vor allem in den ländlichen Regionen, als höchste Instanz betrachtet, die Normen und Hinweise für das alltägliche Leben setzt. Lokale Pfarrer oder Vikare werden in vielen Dingen nach Rat gefragt und genießen große Achtung und Vertrauen.

"Die Gemeinde muss heute nicht allein eine geistliche Gemeinschaft, sondern auch eine gut wirtschaftende Firma sein. Der Geistliche muss kein Wirtschaftsprofi sein, aber soll schon wissen, wie er selbst im Alltag wirtschaftlich zurecht kommt und er soll die Leute dabei beraten", sagt der Sprecher der Krakauer Kurie, Pater Robert Necek, in der Tageszeitung "Gazeta Wyborcza".

Angst vor Stereotypen

Dank der kostenlosen Schulungen werden die polnischen Priester, die den Begriff "Krise" bisher eher mit dem Untergang von moralischen Werten assoziierten, wissen, welches Kreditangebot das günstigste ist und wie man es selbst berechnen kann, aber auch, wie man die Darlehen investiert und wie man EU-Gelder für lokale Initiativen beantragt.

"Wir hoffen, dass die Priester, wenn sie über gute Grundlagen in der Ökonomie verfügen, die Gemeindemitglieder in finanzieller Not beraten können", sagt Marcin Staniewicz von der Schulungsabteilung der Nationalbank. Gleichzeitig hofft man, durch die Schulungen auch die richtige Botschaft transportieren zu können. "Es ist wichtig, dass die Geistlichen unter den Gläubigen nicht Stereotypen verbreiten, etwa, dass Privatisierung gleich Diebstahl ist", sagt Staniewicz.

Polnische Wirtschaftsexperten glauben, dass durch die geistliche Vermittlung nicht nur konkrete Probleme gelöst werden können, sondern auch das Niveau des Wirtschaftgrundwissens in der Bevölkerung gehoben wird. Der Mangel daran hat ihrer Meinung nach bisher zu vielen Fehlentscheidungen geführt, vor allem unter wenig gebildeten Bürgern. Weitere Schulungen für jüdische und orthodoxe Geistliche werden übrigens gerade vorbereitet.