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Wehe dem, der das Imperium herausfordert - die Vergeltung wird fürchterlich sein! Es müssen ja nicht immer gleich Rachefeldzüge alttestamentarischen Ausmaßes sein, manchmal genügt schon ein Griff ins Archiv. Dieses eignet sich nicht nur dazu, Politiker mit ihren eigenen Worten zu schlagen, mitunter greifen auch perfide Medienkonzerne darauf zurück, um eitle Widerspenstige an die Rangordnung der Welt zu erinnern. Für die Romantik des Widerstands ist da kein Platz.
Dieses Schicksal widerfuhr denn auch Harald Schmidt, dem mitunter auch der nicht unbescheidene Beiname "Gott" (Copyright: Anke Engelke, seine Nachfolgerin) angehängt wird. Er begehrte auf gegen seinen Brötchengeber SAT.1, hatte auf dessen Kosten seinen Spaß - und wir mit ihm! - und nahm seinen Hut. Die ganze Sache hatte ganz zweifellos Stil. Endlich einmal jemand, der die Regeln des Showbiz gegen die Showmacher einsetzte. Respekt.
Die Rechnung war allerdings ohne den Wirt gemacht. Kaum nahm Schmidt zu Jahresende - unter lebhafter Beteiligung des deutschsprachigen Feuilletons - Abschied von seinem ihm zu Füßen liegenden Publikum, konterte SAT.1 mit der Ankündigung, den nun verwaisten Sendeplatz bis zum Start der Nachfolgerin im Frühjahr mit Wiederausstrahlungen so genannter "legendärer Shows" zu füllen. Und da fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Schmidt war gar nicht so gut, wie wir am Ende immer glauben wollten. SAT.1 hat furchtbar Rache genommen an seinem einstigen Aushängeschild.
Mit dem heutigen Montag hat der Sender nun Erbarmen mit dem verlorenen Sohn. Die Ausstrahlung der "legendären" Shows wird eingestellt.