Zum Hauptinhalt springen

Der Raunemeister

Von István Orbán

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Seit einiger Zeit bin ich ziemlich viel mit dem Auto unterwegs und habe also reichlich Gelegenheit, autofahrenderweise Radio - in meinem Fall heißt das Ö1 - zu hören bzw. hören zu wollen, aber gar nicht so selten kaum etwas oder bisweilen auch gar nichts zu hören.

Autofahren ist nämlich, wie bekannt, mit Geräusch verbunden; mit Eigen- plus Fremdgeräusch. Um des Gesendeten dennoch teilhaftig zu werden, stellt man das Radio auf einen entsprechen-den Lautstärkepegel. Und hört, halbwegs erträglich und genießbar, etwa Musik. Und sagen wir, diese Musik ist so schön - interessant - aufregend, dass man gespannt auf die Moderation wartet, um mehr darüber zu erfahren. Dann kommt die Moderation, jedoch sie redet nicht, sondern raunt. Also hektischer Griff zum Lautstärkenregler, rauf mit dem Pegel. Aber ätsch-pätsch! -zu spääät, zu spääät, die Ansage ist vorbeigeraunt. Dann kommt das nächste Musikstück, und haut einem (man hat ja kräftig aufgedreht) womöglich die Ohren ein. - Bitte nicht falsch verstehen: Nicht alle "Moderorenundinen" raunen, statt zu sprechen, einige aber sehr wohl. Und der Raunemeister aller Klassen sei hier vor denVorhang gebeten; sein Name: Otto Brusatti.

Zu ähnlichen Pegel-Wellenschlägen sind auch manche Sprecherinnen und Sprecher der Literatur vor dem "Mittagsjournal" fähig und machen die manchmal ganz wunderbaren Texte manchmal ganz und gar ungenießbar.