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Ein Gastkommentar zum AG-Skandal.
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Es wird oft fälschlicherweise davon ausgegangen, die Deklassierten, denen Bildung vorenthalten wird, seien anfälliger für Rechtsextremismus. Der Fall am Wiener Juridicum zeigt das Gegenteil. Zumindest 32 junge Männer, organisiert in der Aktionsgemeinschaft, in der Jungen ÖVP und dem CV, teilweise auch Gemeinde- und Bezirksräte der ÖVP in Wien und Niederösterreich, haben sich an antisemitischen, sexistischen, Opfer verhöhnenden Bildern und Texten delektiert.
Zumeist sind Sie aus wohlhabenden Elternhäusern und schicken sich an, Eliten in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft werden zu wollen. Einer der Gruppe, Alexander Grün, hat sich heute auf Twitter dafür entschuldigt, dass er in der geheimen Facebook-Gruppe "FVJus-Männerkollektiv" Mitglied war. Sie wäre, so schreibt er, auf "still" geschalten gewesen und er sehe ein, dass er einschreiten hätte müssen.
Grün ist nicht irgendwer. Er ist Spitzenkandidat der Aktionsgemeinschaft auf der Uni Wien und Gemeinderat der ÖVP in Lassee, Niederösterreich. Genau wie sein politischer Mentor Florian Lattner, derzeit Mandatar in der Bundesvertretung und Zustellungsbevollmächtigter der AG an der Uni Wien, hat Grün nicht nur den rechtsextremen Exzess im Netz betrieben, sondern auch öffentlich auf ÖH-Sitzungen kritisiert, dass die linke ÖH "antifaschistischen Scheißdreck" finanziert.
Erfreulich ist die klare Stellungnahme von Dekan Oberhammer. Eine Aufarbeitung kann nur dann stattfinden, wenn alle, die daran interessiert sind zusammenarbeiten. Von der Aktionsgemeinschaft, dem CV und der Jungen ÖVP wäre zu erwarten, dass sie die Listen offenlegen, um in den Kreis der Organisationen mit antifaschistischem Grundkonsens zurückzukehren, dem sie in der österreichischen Geschichte zweifellos angehören.