Nicht immer ist der Hunger der beste Koch. Denn Hunger ist längst keine notwendige Bedingung mehr für Nahrungsaufnahme. Doch auch in Zeiten des Überflusses ist der Mangel die größte Verlockung. Nur - ob all des Überflusses - künstlich hergestellt mithilfe eines Verbotes. Der verlockende Reiz des Verbotenen ist in der Konsumgesellschaft wohl stimulierender denn je.
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Dass das Verbotene spannender ist als das Erlaubte, haben britische Forscher nun zumindest bei Kindern auch wissenschaftlich bewiesen. Zur Jahreszeit passend mit Ostereiern. Dürfen Kinder so viele Schoko-Ostereier essen, wie sie wollen, so ihr Ergebnis, essen sie insgesamt weniger davon, als wenn ihre Süßigkeiten-Lust durch Verbote oder durch Rationen eingeschränkt wird. Der Studie zufolge naschen Kinder, die freien Zugang zu Schokoeiern haben, anfangs zwar mehr als Altersgenossen, die nur feste Rationen von den Eltern bekommen. Am Ende der Ostertage haben die frei entscheidenden Kinder aber insgesamt weniger gegessen. Dass es sich mit Geboten besser lebt als mit Verboten, haben auch schon so manche Erwachsene bei einem Diät-Versuch erfahren müssen. Sich gesund ernähren zu dürfen, gelingt generell leichter, als sich Ungesundes ständig zu verbieten.
Selbstkontrolle ist effizienter als Kontrolle - wissenschaftlich belegt. Vorbehaltlos verlassen wollte sich auf diese Erkenntnis noch keine Gesellschaft. Ganz im Gegenteil.