Er ist so etwas wie Irans Kardinal Richelieu. Sein Büro wird derzeit von vielen als "einzige Hoffnung für eine Bereinigung der Krise des Landes gesehen. Lange hat er geschwiegen. Die Hardliner versuchten ihn nach kritischen Äußerungen über die Ereignisse rund um die Präsidentschaftswahl 2009 mundtot zu machen. Vergeblich. Denn an ihm kann keiner vorbei. Die Rede ist vom zweitmächtigsten Mann der islamischen Republik, Ex-Präsident Ali Akbar Hashemi-Rafsanjani.
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Als Chef des Expertenrates, der den obersten Führer Ali Khamenei und seine Arbeit bewertet, und als Chef des Schlichtungsrates, der Vermittlungsinstanz zwischen Wächterrat und Parlament bzw. Regierung, ist der 76-Jährige für viele die Anlaufstelle, um ihren Unmut zu äußern. Mehrmals ließ er der Führung ausrichten, dass sie aufpassen solle, was sie tue, denn der Riss zwischen Regierung und Volk werde von Tag zu Tag größer.
"Wir müssen penibel aufpassen, dass wir nicht die Grundlegitimation für unser Tun, den Willen des Volkes verlieren. Was die (das Militär, Anm.) da draußen täglich veranstalten, gleicht einem Schuss ins eigene Knie, wir müssen von einer Krise der Führung sprechen", mahnt Rafsanjani, dem der zunehmende Einfluss der paramilitärischen Gruppen ein Dorn im Auge ist. Er spricht offen aus, worüber in jedem Büro Teherans derzeit gesprochen wird: Irans Führung kommt in Bedrängnis.
Nach den jüngsten Ereignissen wird klar, dass sich neben dem Klerus auch immer mehr Wirtschaftstreibende ("Bazari") der Kritik Rafsanjanis anschließen und dies wiederum zwingt Khamenei, seinen Schützling, Präsident Mahmoud Ahmadinejad, und dessen Regierungsstil ernsthaft zu hinterfragen