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Der richtige Riecher

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

Apeiron: 236 Millionen für Lizenz. | Medikament gegen Lungenversagen soll marktfähig werden. | Wien. Josef Penninger hat die Kurve gekratzt. Noch im September 2007 saß er in einer Hotelbar in China und grübelte, ob er seine Firma wirklich einem chinesischen Großinvestor abtreten sollte. Zwar wollte dieser die Forschung an Penningers Medikament ins Reich der Mitte abziehen. Doch der Chef des Instituts für Molekulare Biotechnologie und Gründer von Apeiron Biologics kam in Österreich nicht an das nötige Geld für klinische Tests - bis sich ein Engel zu ihm an die Bar setzte.


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Business Angel Manfred Reichl, zuvor Unternehmensberater, mobilisierte seine Kontakte. Ging auf Führungskräfte-Wanderungen nach Mariazell. Netzwerkte so lange, bis er 30 heimische Privatinvestoren und eine Übergangsfinanzierung von 6,7 Millionen Euro beisammen hatte. Weitere 3,5 Millionen kamen von der AWS, der Forschungsförderungsgesellschaft, vom Zentrum für Technologie und Innovation und aus dem 6. EU-Rahmenprogramm.

Die Investition ermöglichte Grundlagenforschung für ein gentechnisch hergestelltes Biotherapeutikum gegen akutes Lungenversagen - die Todesursache bei der Spanischen Grippe.

Häufig können bei Patienten mit Sepsis nach Verletzungen, Anthrax-, Sars-, Schweinegrippe- oder anderen Influenza-Infektionen mit einer entzündlichen Überreaktion die Lungen versagen. Jährlich sind eine Million Menschen weltweit betroffen, bis zur Hälfte mit tödlichem Ausgang. Das soll sich mit dem geplanten Medikament ändern.

Die Tests der klinischen Phase 1 sind abgeschlossen. "Wir konnten keine Nebenwirkungen feststellen", sagte Vorstand Hans Loibner am Mittwoch vor Journalisten. Für die aufwendigere Phase 2 steigt nun der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK), nach Pfizer der zweitgrößte weltweit, mit 14 Prozent bei Apeiron ein. Er erhält die Rechte am Medikament und eine Umsatzbeteiligung im Fall einer Vermarktung. Die Lizenzvereinbarung sieht in Etappen Zahlungen bis zu 236 Millionen Euro vor. Zunächst bekommt Apeiron 12,5 Millionen Euro.

Risikokapital

Nicht alle der 216 heimischen Biotech-Firmen kommen zu privaten Zwischenfinanzierungen. "Hierzulande sind öffentliche Förderungen exzellent ausgebaut. Venture Capital (VC) gibt es aber nur in homöopathischen Dosen. Heimische VC-Kapitalgeber investieren lieber in Informationstechnologien oder Ingenieurswesen", sagt Reichl.

Dabei ist Apeiron schon die dritte Biotech-Firma, die GSK sein Geld wert ist. Neben der börsenotierten Intercell ist der Konzern bei Affiris eingestiegen, das an einer Alzheimer-Impfung arbeitet. Affiris-Chef Walter Schmidt hat sein Unternehmen mit Hilfe eines Münchener VC-Fonds so weit gebracht. "Unser Fonds - die Mittelstandsgesellschaft - hat uns operativ in Ruhe gelassen", betont er: "Andere VC-Kapitalgeber sehen aber eher die optimale Rendite und opfern im Zweifelsfall das Unternehmen."