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Komplizierte Eigentümerstruktur belastet Airbus-Mutter. | EADS-Kursverfall bremst Ausstieg von Daimler-Chrysler. | Paris. Noël Forgeard hat versucht, Entwarnung zu geben. "Ich sehe kein Element, dass für Unstimmigkeiten zwischen Franzosen und Deutschen spricht", erklärte der Co-Chef der Airbus-Mutter EADS am Montag gegenüber der Pariser Wirtschaftszeitung "La Tribune". "Dieser Kampf ist beendet."
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Doch Forgeard hat diesen Kampf selbst angeheizt. Sein Vorwurf an das Hamburger Airbus-Werk von vergangener Woche, für die Lieferprobleme beim neuen Großraumflugzeug A380 verantwortlich zu sein, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Bereits Ende 2004, damals noch Chef der EADS-Tochter Airbus - und damit selbst zumindest für einen Teil der heutigen Airbus-Probleme verantwortlich - hatte er versucht, die deutsch-französische EADS-Doppelspitze abzuschaffen. Er wollte sich selbst an die Stelle der damaligen Co-Chefs Rainer Hertrich und Philippe Camus zu setzen. Forgeard konnte damals auf die heimliche Unterstützung des Elysée-Palastes setzen: Er war einst industriepolitischer Berater des damaligen Premierministers Jacques Chirac gewesen - und ein persönlicher Freund des heutigen Präsidenten geblieben. Doch Forgeard setzte sich nicht durch. Der Grossaktionär Daimler-Chrysler wehrte sich. Dessen damaliger Chef Jürgen Schrempp setzte den damaligen EADS-Verteidigungschef Tom Enders als Co-Chef neben Forgeard durch.
Eine Frage der Balance
Die Grundkonstruktion von EADS lädt zu solchen Querelen geradezu ein. Die Länder Frankreich und Deutschland achten peinlich genau auf ein Gleichgewicht im Unternehmen, beide halten 22,5 Prozent der Aktien. In Frankreich hält der französische Staat mit 15 Prozent den größten Teil, das Technologie- und Medienunternehmen Lagadère den kleineren.
Für Deutschland hält Daimler-Chrysler das Paket, das dafür einst seine DaimlerChrysler Aereospace (Dasa) in die Hochzeit eingebracht hatte. DaimlerChrysler will sich wie Lagadère aus dem Unternehmen zurückziehen. Dafür könnten Siemens und ThyssenKrupp in den Ring steigen. Nach Medienberichten wird auch über eine Zwischenlösung gesprochen, bei denen die Landesbanken Hamburgs und Bayerns den Anteil halten könnten. Doch nach dem Kursverlust von über 25 Prozent in den vergangenen Tagen dürften diese Pläne erstmal eingefroren werden.
Föderale Struktur
Dabei ist die EADS bereits ein Versuch, der komplizierten Struktur von Airbus Herr zu werden. Das Vorzeigeunternehmen europäischer Zusammenarbeit war lange Zeit nur ein loser Verbund von Firmen mehrerer Länder. Gegründet 1970, war Airbus nur eine Interessengemeinschaft nach französischem Recht. Ausser Dasa und der französischen Aerospatiale gehörten ihr auch die spanische Casa und British Aerospace an. Erst als sich letztere zurückziehen wollte, wurde im Jahr 2000 ohne sie EADS gegründet. Airbus selbst ist ein gemeinsames Unternehmen von EADS und British Aerospace, das noch 20 Prozent am Unternehmen hält, diesen Anteil aber verkaufen will.
Die Produktionsstruktur spiegelt dagegen noch immer die "föderale" Struktur des Unternehmens. Die größten Airbus-Werke sind in Toulouse, Hamburg und im britischen Broughton. Die 55.000 Beschäftigten sind auf vier Länder verteilt.
Airbus ist noch heute der wichtigste Teil von EADS. Er trägt zwei Drittel zum Umsatz von 34,2 Milliarden Euro (2005) bei und rund vier Fünftel zum Gewinn von 1,7 Milliarden Euro.
Paris krebst zurück
Inzwischen gibt es in Paris klare Anzeichen, dass die Regierung der Querelen mit den deutschen Partnern überdrüssig ist. Chirac soll seinem Freund ausgerichtet haben, dass er nicht mehr auf seine Unterstützung zählen kann.