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Gold und Silber auf Rekordhoch, Öl wieder einmal unterwegs Richtung 100-Dollar-Grenze, Kupfer ist sauteuer, und auch agrarische Rohstoffe werden immer teurer. In den Herkunftsländern haben aber Bevölkerung und Bauern wenig bis nichts davon.
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Die Situation von 2008 entsteht gerade wieder neu und bildet den Rohstoff für künftiges Unheil. Eine der Begründungen für die Preissteigerung ist entlarvend: Unsicherheiten am Euro-Markt, vor allem bei den Schuldverschreibungen von Irland und Portugal, lenken Kapitalströme in die Rohstoffmärkte. Es ist viel Geld unterwegs auf der Welt, und dieses Geld sucht Veranlagungsmöglichkeiten.
Womit die Frage beantwortet wäre, ob die steigenden Preise bei Metallen und Nahrungsmitteln auf steigenden Verbrauch zurückgehen oder auf bloße Finanzgeschäfte.. .
Natürlich wird das Ganze von Analysten verbrämt. Preissteigerungen bei Mais werden erklärt, weil die USA dem Benzin mehr Alkohol beimischen wollen, der daraus gewonnen wird. Bei Erdöl wird wortreich dargetan, dass die Förderung in tieferen Schichten schwieriger und teurer wird.
Beides ist richtig, aber es bietet gleichzeitig Investmenthäusern jeglicher Größe und Qualität den Punkt, an dem sie ihre milliardenschweren Hebel ansetzen können.
Der Wohlstand der Welt wird dadurch nicht vermehrt. Im Sudan, ein sehr ressourcenreiches Land, verhungern nach wie vor Menschen. Und obwohl die Metallpreise steigen, kommen in Südamerika und Asien täglich Bergleute in schlecht gesicherten Bergwerken ums Leben. Wer soll das verstehen?
Dieses fehlende Gleichgewicht ist es, das immer mehr Menschen immer größeres Unbehagen bereitet: Da geht etwas hinten und vorne nicht zusammen. Die Marktwirtschaft, die in ihrer sozialen Ausprägung jene Wirtschaftsform ist, die dem Menschen am nächsten kommt, stellt sich aber damit selbst zur Diskussion. Die Finanz-Spekulation mit jenen Produkten, die der Mensch der Erde entnimmt, untergräbt eine Art Grundvertrauen.
Ohne einer "Zurück-zu-den-Wurzeln"-Romantik das Wort zu reden, liegt hier für die politischen Institutionen eine enorme Gefahr: Sie müssten die Spekulation mit Rohstoffen verbieten. Tun sie es nicht, stehen sie selbst am Prüfstand.