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Der Rotstift bei Siemens ist gespitzt

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

Personalabbau kostet Siemens rund1,1 Mrd. Euro. | Mitarbeiter in Österreich trifft es härter als in Deutschland. | Wien. Dass bei Siemens weltweit ein massiver Personalabbau unumgänglich ist, das haben die Belegschaftsvertreter der österreichischen Standorte eingesehen - sonst hätten sie wohl nicht vor dem Wochenende den jüngsten Sozialplan abgesegnet (die "Wiener Zeitung" hat berichtet). Dieser wurde für derzeit 500 Stellen ausverhandelt.


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Die betroffenen Mitarbeiter - mehr als die Hälfte sind über 50-Jährige - sollen laut Sozialplan in Altersteilzeit geschickt, in einer Arbeitsstiftung aufgenommen oder auf freie Stellen innerhalb des Konzerns vermittelt werden.

Wer einer einvernehmlichen Beendigung des Dienstverhältnisses zustimmt, erhält eine Zahlung von 19 Monatsentgelten, 2000 Euro Familienzuschuss für jedes Kind, 3000 Euro Alleinerzieherzuschuss. Zusätzlich ist ein Bildungs- und Härtefonds mit 350.000 Euro dotiert.

Siemens-Österreich-Sprecher Harald Stockbauer: "Sinn des Sozialplanes ist es, auf einvernehmliche Lösungen zu kommen." Dass Mitarbeiter den ausverhandelten Bedingungen nicht zustimmen, davon geht Stockbauer nicht aus. Betriebsbedingte Kündigungen kann er aber dennoch nicht ausschließen. Was von der Unternehmensspitze als "sozialverträglich" angepriesen wird, stößt im Belegschaftsumfeld jedoch auf Unverständnis.

Kein Entweder-Oder

Auch in Deutschland sei für den Abbau von 5250 Stellen ein Sozialplan ausverhandelt worden, dieser treffe Mitarbeiter aber weniger hart als hierzulande, ist aus dem Siemens-Umfeld zu hören. So können deutsche Siemensianer ein Angebot, das Unternehmen zu verlassen, freiwillig annehmen - oder auch ablehnen und ihren Job fortführen.

In Österreich gibt es kein Entweder-Oder, sondern im schlimmsten Fall die betriebsbedingte Kündigung. Mitarbeiter, die in Deutschland in die zweijährige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft umsteigen, bekommen eine Gehaltsfortzahlung von 85 Prozent. In Österreich würde ein Ex-Siemens-Mitarbeiter in der Arbeitsstiftung nur das wesentlich niedrigere Arbeitslosengeld beziehen.

"Ein Teil der betroffenen Mitarbeiter wird intern auf freie Stellen versetzt werden", sagt Siemens-Sprecher Stockbauer. Was er nicht sagt: Der Großteil der Mitarbeiter besitzen gar nicht die passenden Qualifikationen für diese neuen Positionen - rund ein Drittel der freien Jobs bei Siemens gäbe es derzeit beim Kraftwerksbau, den Rest bei technischer Planung, Logistik oder Projektmanagement. Weltweit schlägt die Einsparung der Verwaltungsmitarbeiter mit 1,1 Mrd. Euro zu Buche. Damit kostet Siemens der Personalabbau fast gleich viel, wie bis 2010 eingespart werden soll.