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"Der Rückstand ist aufholbar"

Von Walter Hämmerle

Politik

Haslauer: "ÖVP ist die treibende Kraft im Land." | Forderung nach Landes-Anleihe über 100 Millionen. | Auch Koalition mit FPÖ möglich. | "Wiener Zeitung": Wie wichtig ist Charisma in der heutigen Politik? | Wilfried Haslauer: Sehr wichtig, Politik wird nicht nur über rationales Denken gesteuert, sondern auch über den Bauch. Emotionen, Hoffnungen wirken dabei sehr stark. In der Politik braucht man nicht nur Programme und Ziele, sondern auch ein gutes Sensorium für menschliche Bedürfnisse und Schicksale.


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Letzteres gilt als Stärke von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller - was können Sie besser als Burgstaller beziehungsweise was würden Sie als Landeshauptmann anders machen?

Wir haben in den letzten fünf Jahren gezeigt, dass die ÖVP die treibende Kraft in der Landespolitik ist. Wir geben die Themen vor und setzen die Projekte um. Das ist der große Unterschied zur SPÖ, die unter Burgstaller Wohlfühlen zum politischen Programm erhoben hat. Doch das allein kann es ja nicht sein.

Wo drückt die Menschen in Salzburg der Schuh?

Salzburg steht wirtschaftlich gut da, aber natürlich geht auch an uns die Krise nicht spurlos vorbei. Wir haben uns in den letzten Jahren zu einem starken Standort für Automobilzulieferer entwickelt, weshalb uns die Krise besonders hart trifft. Daher heißt das große Thema Wirtschaft und Arbeit. Hier hat die ÖVP die höchste Kompetenz. Um auch in Zukunft wieder zur Vollbeschäftigung zurückzukehren, schlagen wir eine Anleihe in Höhe von 100 Millionen Euro vor - aufgenommen am Salzburger Finanzmarkt und ausgegeben von einem hervorragenden Schuldner, nämlich dem Land, verzinst zu 4 Prozent. Hier hätten die Bürger die Gewissheit, dass mit ihrem Geld ausschließlich Salzburger Projekte und Betriebe gefördert werden. Ein zweiter Schwerpunkt soll sicherstellen, dass der Erwerb von Wohnungseigentum gerade für junge Familien leistbar bleibt. Und schließlich bleibt beim Thema Pflege und Betreuung im Alter noch viel zu tun.

Die Schließung der Papierproduktion in Hallein schwebt wie ein Menetekel über dem Wahlkampf. Was kann die Politik tun?

Im Kampf um die fast 500 Arbeitsplätze haben wir die erste Runde verloren, aber wir werden weiter alles daran setzen, dass der Industriestandort Hallein erhalten bleibt, indem neue Investoren gefunden werden. Und mit unserer kartellrechtlichen Klage gegen den finnischen Eigentümer M-real vor der EU-Kommission machen wir deutlich, dass sich die Politik nicht alles von internationalen Konzernen gefallen lassen darf.

Rechnen Sie sich Chancen aus, die SPÖ am 1. März überholen zu können?

In den Umfragen liegen wir derzeit knapp hinten - das ist bis zum Wahltag aufzuholen. Unser Ergebnis wird natürlich auch vom Abschneiden des BZÖ abhängen. Persönlich rechne ich nicht mit deren Einzug in den Landtag, in diesem Fall würde jede bürgerliche Stimme für das BZÖ nur die SPÖ stärken. Die SPÖ hat zudem angekündigt, auch mit der FPÖ über eine Regierungsbeteiligung reden zu wollen, dahinter steckt für mich das Bestreben, die ÖVP von der Regierung auszuschließen. Deshalb geht es für uns am 1. März darum, so stark zu werden, dass dies nicht geschehen kann. Entscheidend wird sein, unsere eigenen Anhänger zu mobilisieren.

Sie könnten sich ja auch als Nummer zwei mithilfe der FPÖ zum Landeshauptmann wählen lassen.

Diese Frage stellt sich erst nach dem 1. März.

Sie lassen sich alles offen?

Die Entscheidung darüber wird nicht zuletzt davon abhängen, wie groß die Abstände zwischen den Parteien tatsächlich sind, Jetzt ist es für ein Ja oder Nein dazu einfach zu früh.

Anders als Burgstaller, die sich - sehr zum Leidwesen ihrer Parteivorsitzenden - bundespolitisch pointiert zu Wort meldet, gelten Sie bundesweit als unbeschriebenes Blatt. Warum?

Landeshauptleute, noch dazu eine Frau, haben nun einmal einen höheren Stellenwert für bundesweite Medien. Außerdem profiliere ich mich grundsätzlich nicht auf Kosten anderer, das ist nicht mein Stil. Wenn ich Kritik an meiner Bundespartei habe, erledige ich das intern.

Bei der Wahl 2004 lag die SPÖ mit 45,3 Prozent deutlich vor der ÖVP mit 37,9 Prozent. Ihr Wahlziel?

Stärker werden.

Und wenn Sie das nicht schaffen?

Dann wird man weiter sehen.

Wilfried Haslauer (52) ist seit 2004 Stellvertretender Landeshauptmann und Obmann der Salzburger ÖVP. Zuvor war der Sohn des gleichnamigen Salzburger Landeshauptmanns (1977 bis 1989) selbständiger Rechtsanwalt.