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Der Ruf aus dem Morgenland

Von Karl Leban aus Frankreich

Wirtschaft

Uniqa gründet mit Partner Joint-Venture. | Takaful-Polizzen stark im Vormarsch. | Cannes. Die Uniqa stößt die Tür in den wachstumsträchtigen arabischen Raum auf. Gemeinsam mit Al Buhaira National Insurance (Abnic), einem Sachversicherer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, hat die österreichische Versicherungsgruppe eine Assekuranz mit Sitz in Dubai gegründet. Takaful Al-Emarat, so der klingende Name, bietet ab Herbst Lebens- und Krankenversicherungen an, die ausschließlich nach islamischem Muster gestrickt sind.


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Takaful, wie diese Versicherungen genannt werden, bedeutet, füreinander einzustehen. Ein Fonds, in den die Prämien fließen, bezahlt Schäden und Leistungen. Im Regelfall werden Überschüsse geteilt. Takaful-Versicherungen, von denen es rund 150 in mehr als 40 Ländern gibt, ähneln den genossenschaftlich organisierten Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit. Bei Veranlagungen gibt es strenge ethische Einschränkungen. Investitionen in Branchen, die etwa mit Alkohol, Pornografie, Glücksspiel und Waffen zu tun haben, sind tabu.

"Takaful ist ein Zukunftsmarkt - ein Bereich, der gerade erst beginnt, sich zu entwickeln", so Uniqa-Chef Konstantin Klien bei einer Pressekonferenz mit Abnic-Spitzenvertretern. "Es gibt bisher keinen EU-Versicherer, der so wie wir mit Takaful startet. Wir haben den Vorteil des First Movers."

Uniqa will mitnaschen

Das Geschäft mit rein islamischen Versicherungsprodukten ist laut Abnic-Präsident Sheikh Faisal Bin Khalid Sultan Al Qassemi noch stark unterentwickelt. Während in den G7-Ländern 9,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf Versicherungsprämien entfallen (in Österreich 5,8 Prozent), sind es in der islamischen Welt - im Mittleren Osten und in Zentralasien - nur rund ein Prozent. Vor diesem Hintergrund rechnen Experten für islamische Versicherungen bis 2010 mit einem Anstieg des weltweiten Prämienaufkommens von zuletzt rund zwei auf 4,3 Milliarden Dollar. Bei weiterhin hohen Zuwachsraten von 20 Prozent pro Jahr sollten dann binnen zehn Jahren zehn bis 15 Milliarden möglich sein. Als Haupttreiber gelten die starke Wirtschaftsdynamik, die vergleichsweise junge Demografie, höhere verfügbare Einkommen sowie der Wunsch nach Scharia-konformen Versicherungsangeboten.

Klien: "Neben Osteuropa ist diese Region daher auch unser neuer Osten für die nächste Dekade." Sobald die Uniqa genug Erfahrung mit islamischen Produkten gesammelt hat, will sie diese auch in den 20 west- und osteuropäischen Ländern, in denen sie vertreten ist, anbieten. In ganz Europa leben immerhin rund 16 Millionen Muslime. Übrigens: Banken sind auf diesen Zug bereits aufgesprungen. So bietet etwa Raiffeisen muslimischen Kunden ein Konto an, das den islamischen Regeln (auf Basis des Zinsverbots) entspricht. Und die Erste Bank hat seit letztem Jahr einen eigenen Fonds in ihrem Portfolio.

Am Joint-Venture Takaful Al-Emarat hält die Uniqa 15 Prozent, Abnic 20 Prozent. Das Herrscherhaus der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ist mit zehn Prozent beteiligt. Das Gros der Anteile (55 Prozent) wurde über die Börse verkauft.

Über ihr Gemeinschaftsunternehmen wollen Uniqa und Abnic vorerst ihre Präsenz in den VAE festigen - mit Niederlassungen in Dubai, Abu Dhabi und Sharjah. Weitere Standorte sind im Anschluss daran in den Golfstaaten und in Nordafrika geplant.