Fast hätte man den italienischen Wett- und Manipulationsskandal vergessen.
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Da war doch noch was. Fast hätte man den Wett- und Manipulationsskandal, der vor einigen Monaten den italienischen Fußball erschüttert hatte, dann aber durch die starken EM-Auftritte der Azzurri samt Finale und jetzt durch die präolympische Aufregung vergessen können. Doch am Donnerstag gab der nationale Verband bekannt, ein Verfahren gegen Juventus-Turin-Coach Antonio Conte einzuleiten. Er war schon vor einem Vierteljahr von einem inhaftierten Profi beschuldigt worden, in seiner Zeit als Siena-Trainer 2011 zumindest von der Praxis illegaler Spielabsprachen gewusst zu haben. Er ist nur einer von vielen: 13 Klubs und insgesamt 44 Personen müssen sich vor Gericht verantworten.
So leicht wie früher lässt sich offenbar auch in Italien nichts mehr unter den Teppich kehren oder aussitzen, das mussten schon andere leidvoll zur Kenntnis nehmen. Die Mühlen der Sportgerichtsbarkeit mahlen langsam, aber sie tun es offenbar doch. Und sie werden wohl noch einiges mehr zu Tage bringen. Offenbar hatten die Betrügereien System, offenbar haben viele aus dem Manipulationsskandal von 2006 nichts gelernt. Und der jetzige Fall dürfte noch größere Kreise ziehen als damals, schließlich sollen diesmal nicht nur Funktionäre und Schiedsrichter, sondern auch aktive Spieler an den Schiebungen beteiligt gewesen sein. Möglich, dass sich wieder einige durchlavieren können, das Vertrauen in den italienischen Fußball ist aber nachhaltig erschüttert. Dieser Schaden wird länger bleiben als der Jubel über das Finale.