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Der Schlächter und die Diamanten

Von Klaus Huhold

Politik

Das Ende einer Kriegstreiber-Karriere: Taylor schuldig wegen Mordes und Folter.


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Den Haag. Sein Spitzname lautete lange Zeit Sekundenkleber: Denn es hieß, dass an seinen Händen schnell die Dollarnoten kleben blieben. Charles Taylor befehligte in den 1990er Jahren als Rebellenführer in Liberia mit Drogen vollgepumpte Kindersoldaten, er war von 1997 bis 2003 skrupelloser Präsident seines Heimatlandes, und er versorgte in den 1990er Jahren während des Bürgerkrieges in dem Nachbarstaat Sierra Leone die brutalen Aufständischen der Vereinigten Revolutionsfront (RUF) mit Waffen, wofür er Diamanten bekam. Angetrieben wurde der Mann, der in den USA Wirtschaft studiert hatte, dabei offenbar von Gier nach mehr Geld und mehr Macht.

Den Preis für Taylors Treiben - und das anderer Warlords - zahlten hunderttausende Opfer: Kriegstote, vergewaltigte Frauen und verstümmelte Invaliden. Eine ganze Generation wuchs in Liberia und Sierra Leone mit Gewalt auf, unzählige Menschen sind bis heute traumatisiert.

Taylor mimt Unschuldigen

Am Donnerstag ist Taylor endgültig zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Sondertribunal für Sierra Leone bestätigte am Donnerstag in Leidschendam bei Den Haag im Berufungsverfahren das Urteil vom vergangenen Jahr. Der 65-Jährige war im Mai 2012 als erstes ehemaliges Staatsoberhaupt nach den Nürnberger Prozessen 1946 für Anstiftung und Beihilfe zu Kriegsverbrechen verurteilt worden. Der Ex-Diktator ist demnach mitverantwortlich für tausendfachen Mord, Folterungen und Vergewaltigungen. Es ist ein letztinstanzliches Urteil, Taylor wird seine Haftstrafe voraussichtlich in Großbritannien absitzen.

Für seine Verbrechen als Rebellenführer und brutaler Präsident Liberias wurde Taylor nie belangt. Für den Bürgerkrieg in Sierra Leone von 1991 bis 2002 wurde aber ein Sondertribunal eingerichtet (siehe Kasten). Vor diesem spielte der ehemalige Baptistenprediger, der sich gerne mit Jesus Christus vergleicht, das Unschuldslamm. Es sei ihm immer nur um den Frieden in Sierra Leone gegangen, beteuerte er. Seine goldumrandete Brille saß dabei immer perfekt, seine Kugelschreiber hatte der Pedant in Reih und Glied vor sich geordnet.

Die Beweise sprachen aber eine andere Sprache: Das Gericht hatte schon beim Schuldspruch im vergangenen Jahr daran erinnert, dass von Taylor unterstützte Milizen Menschen enthaupteten und deren Köpfe an Kontrollpunkten zur Schau stellten.

Diamanten für Waffen

Weil Taylor seine Waffenlieferungen an die Rebellen der RUF mit Diamanten abgegolten bekam, war auch vom "Blutdiamanten-Prozess" die Rede. Ohne das schmutzige Geld aus dem Schmuggel mit Edelsteinen hätten die Aufständischen in Sierra Leone schwerlich ein Jahrzehnt lang Krieg führen können.

Sierra Leone ist kein Einzelbeispiel: Auch in anderen afrikanischen Ländern, etwa in Angola, finanzierten sich Rebellen durch Diamanten. Mittlerweile hat die Edelsteinbranche den Kimberly-Prozess ins Leben gerufen. Durch Herkunftszertifikate soll der Schmuggel von Rohdiamanten zur Kriegsfinanzierung unterbunden werden. Kritiker bemängeln aber, dass die Kontrollen unzureichend seien.

Das Sondertribunal für Sierra Leone

Das Sondertribunal für Sierra Leone wurde von den UNO und der Regierung von Sierra Leone eingerichtet. Es sollte die Hauptverantwortlichen für die Verbrechen im Bürgerkrieg des Landes von 1991 bis 2002, während dem hunderttausende Menschen getötet und verstümmelt wurden, strafrechtlich verfolgen. Der Prozess gegen den früheren liberianischen Präsidenten Charles Taylor, der nun letztinstanzlich zu 50 Jahren Haft verurteilt wurde, ist der letzte des Tribunals.

Hauptsitz des Sondergerichts mit rund 80 Mitarbeitern ist Freetown, die Hauptstadt des westafrikanischen Landes. Der Taylor-Prozess war aber 2007 aus Sicherheitsgründen nach Leidschendam bei Den Haag verlegt worden.

Von den 13 angeklagten Personen wurden bisher acht zu hohen Gefängnisstrafen für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verurteilt. Drei Verfahren wurden nach dem Tod der Angeklagten eingestellt. Ein Angeklagter ist noch flüchtig.

Noch laufende Verfahren sollen nun einem Nachfolgegericht übergeben werden.