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Der schmale Grat des "Gut gemeint"

Von Christina Böck

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Seit dieser Woche gibt es einen neuen erfolgreichsten Tweet aller Zeiten. Er stammt vom Leider-nicht-mehr-US-Präsidenten Barack Obama. "Niemand hasst von Geburt an jemanden aufgrund dessen Hautfarbe, dessen Herkunft oder dessen Religion", war seine Reaktion auf die rechtsextremen Ausschreitungen in Charlottesville, damit erzielte er mehr als vier Millionen Gefallensbekundungen. Obama zeigte damit nicht nur, dass er im Unterschied zu anderen weiß, wie sich ein Staatsmann in solchen Situationen äußert. Er bewies auch, dass positive Inhalte mehr "Quote" bringen als negative.

Es scheint sich hier ein Paradigmenwechsel anzukündigen. Ins Bild passt auch ein neues Video von Arnold Schwarzenegger, der damit ebenfalls auf Charlottesville reagiert hat. Er ruft jene Menschen, die sagen, sie hätten nur an einem Marsch teilgenommen, Nazis seien sie um Himmels willen nicht, dazu auf, dazuzulernen: "Seid doch dankbar, dass ihr in einem Land lebt, dass euch das Recht gibt, viele schreckliche Dinge zu sagen. Und nützt dieses Recht zur Abwechslung einmal für etwas Gutes." Das mag naiv sein, aber es ist Labsal in einer vergifteten Gesprächskultur.

Der Wunsch nach dem Positiven kann aber auch gehörig schiefgehen, so wie jene Aktion, die nach dem Anschlag in Barcelona erneut in Sozialen Medien um sich griff. Viele Nutzer posteten massenhaft Katzenfotos, um Bilder von Toten und Verletzten aus den Feeds zu drängen, aber auch, um dem Terror die Aufmerksamkeit zu stehlen. Das hat mit konstruktivem Umgang freilich wenig zu tun. Man nennt es einfach Verdrängung.