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Der schöne Tod als TV-Ereignis

Von Bernhard Baumgartner

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Über Selbstmorde wird in Medien wenig berichtet. Und das aus gutem Grund: Jeder Bericht über einen Selbstmord kann weitere nach sich ziehen. Vor allem Berichte, die einen solchen Schritt nicht als das darstellen, was er ist: die vorzeitige Beendigung des Lebens unter Zuhilfenahme von Gift, Waffen oder eines Zuges.


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Insofern ist es verständlich, dass der Dokumentarfilm "Choosing to die" von Fantasyautor Terry Pratchett, den die BBC ausstrahlte, eine Welle des Protestes nach sich zog. Er begleitet einen schwerkranken Mann bei seinem freiwilligem letzten Weg in eine Schweizer Sterbeklinik. Auch der Todesmoment ist dabei in voller Länge abgebildet. Hier wird nicht brutal gestorben, hier passiert es fast heimelig in einem schönen Zimmer mit Möbeln in fröhlichen Farben.

Der Film sei "Propaganda für den Selbstmord", lautete die Stoßrichtung der Kritik. Und das nicht ganz zu Unrecht - schließlich wurde etwa auf Alternativen für ein würdevolles Sterben, etwa in einem Hospiz, nicht hingewiesen. Zudem muss man dazusagen, dass der Film von der öffentlich-rechtlichen BBC ausgestrahlt wurde. Nicht auszudenken, was das boulevardeske Privatfernsehen daraus machen könnte, wenn so ein Beispiel Schule macht. Unweigerlich fühlt man sich an den zu Recht extrem umstrittenen Film "Gesichter des Todes" (1978) erinnert, der echte Todesszenen nur wegen deren Nervenkitzel auf die Leinwand brachte.