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Der Schönwettersender

Von Bernhard Baumgartner

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Es gibt wohl kaum ein Thema, bei dem mehr gemeckert wird als beim Wetter. Zu heiß, zu kalt, zu trocken zu nass - je nach persönlicher Befindlichkeit passt das Wetter immer irgendwem nicht in den Kram. Das ist weder neu noch originell. Allerdings versucht der Radiosender Ö3 die Meinungsvielfalt in Sachen Wetter regelmäßig unter einer wahren Orgie an Schönwetterjubel zu begraben. Kaum klettern die Temperaturen an die 25-Grad-Grenze heran, bricht im Sender ein Jubelorkan aus, der seinesgleichen sucht. Und ist es dann wieder zu kalt, wird gejammert. Zuletzt bei der großen Hitzewelle im Juli: Als schon das ganze Land unter der Hitze stöhnte, fanden das die Ö3-Menschen in ihrem klimatisierten Bürohaus noch immer ganz toll. Dass es irgendwo da draußen auch Leute geben soll, die es nicht ganz so heiß mögen (zum Beispiel weil sie davon Schmerzen bekommen oder krank sind), hat sich noch nicht herumgesprochen. Es ist auch nicht fein, Zuhörern, die in heißen Büros ausharren müssen, vom Badewetter da draußen vorzuschwärmen.


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Allgemeiner gesprochen: Wieso werden Wetternachrichten überhaupt mit Meinung konnotiert? Sind Wetternachrichten vom Objektivitätsgebot ausdrücklich ausgenommen? Warum kann man diese Nachrichten nicht neutral gestalten? Schließlich gibt es beim Wetter so viele unterschiedliche Meinungen, dass man es nie allen recht machen wird können. Interessanter Weise sind etwa die Verkehrsnachrichten immer knochentrocken und neutral gebracht, obwohl es sicher nur sehr wenige Menschen gibt, die einen gepflegten Stau ganz toll finden. Doch für heuer hat sich das Problem eh gelöst. Es regnet und ist kalt: Auch blöd, irgendwie.