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Die österreichische Mezzosopranistin Elisabeth Kulman schadet, das meine ich aus voller Überzeugung, dem Ansehen ihres Berufs: In letzter Zeit ist sie weniger mit ihren sehr oft fulminanten künstlerischen Leistungen in den Schlagzeilen als mit ihrer Forderung nach einer besseren Entlohnung. Als Jeanne d’Arc der Gagen wirft sie sich in die Schlacht, nicht für sich, sondern ganz altruistisch für die anderen, das betont sie ausdrücklich, und der eine oder andere mag ihr das glauben. Ihr Hauptgegner ist Alexander Pereira. Der Noch-Intendant der Salzburger Festspiele hat nämlich die Probengelder gestrichen. Er bezahlt (und das nicht schlecht) den Auftritt, in dieser Gage sind die Probengelder inkludiert.
Ob nun Künstler, wie Frau Kulman meint, wirklich unterbezahlt sind, ist Ansichtssache. Wenn man einer Zeit und Gesellschaft angehört, in der nahezu jeder jemanden im Verwandten- oder Bekanntenkreis hat, der mit 800 bis 900 Euro im Monat das Auslangen finden muss, berührt es seltsam, zu erfahren, dass Frau Kulman, laut Pereira, in Salzburg 1500 Euro mehr pro Auftritt bekommt als an anderen Häusern. Für diese Behauptung will sie Pereira wegen Rufschädigung klagen - zu Recht, denn damit steht sie im denkbar trüben Licht hemmungsloser Gier auch für jene Menschen, die den Unterschied zwischen dem Job eines Regalbetreuers bei Billa und dem Beruf (der Berufung) eines Künstlers begriffen haben. Vielleicht wäre es indessen auch der geeignete Zeitpunkt, dass sich Frau Kulman überlegt, ob eine diplomatisch ruhige Vorgangsweise nicht besser ankäme als ihr schriller Schrei nach mehr Kohle.