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Der selige Daviscup

Von Christian Mayr

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Wenn sich Österreichs Tennis-Team anschickt, wieder zu den Besten der Welt zu gehören und dabei angeführt wird von einem, dem große Könner eine große Zukunft prophezeien, dann knistert es wieder ein wenig landauf und landab. Und dann werden selbst im Privat-TV-Talk, der Wert auf seine Andersartigkeit legt, in guter alter Staatsfunkmanier alte Daviscup-Schlachten aus dem Archiv geholt, um der glorreichen Vergangenheit zu huldigen. So als wären die legendären Duelle gegen die USA und Deutschland Anfang der 90er-Jahre ein Triumphzug für die drei Musketiere (Thomas Muster, Horst Skoff, Alex Antonitsch) gewesen - waren sie nicht, denn beide Länderkämpfe gingen 2:3 verloren. Sozusagen ein Anti-Córdoba mit dem nachfolgend selben Effekt der verblendenden Verherrlichung. Dass ausgerechnet diese Zeit so bewundert wird, hat zum einen mit dem begnadeten Daviscup-Fighter Muster zu tun (Bilanz: 36 Einzelsiege, 8Niederlagen - bei nur einer Heimpleite), zum anderen mit der damaligen Bedeutung der aufstrebenden Weltsportart Tennis. (Als Österreich vor drei Jahren gegen Titelverteidiger Spanien um das Daviscup-Semifinale spielte, interessierte das vergleichsweise niemanden.) Dass der Kampf um die hässlichste Salatschüssel der Welt im Getriebe des Tenniszirkus so untergegangen ist und es für die aktuellen Größten der Zunft - von Roger Federer bis Novak Ðoković - nicht mehr selbstverständlich ist, jedes Mal für ihr Land zu spielen, ist schade. Darob hat die serbische Nummer eins vor Wochen angeregt, den Daviscup analog zum Fußball in geraffter Form einer Endrunde stattfinden zu lassen, damit die gehetzte Weltelite ganz sicher mit dabei ist. Zeit ist es, solche Reformen umzusetzen, um die Tennis-Länderkämpfe wieder aufzuwerten.