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Eigentlich sollte die Auslosung eines Champions-League-Halbfinales für alle noch Beteiligten ein feierlicher Anlass sein. Doch Thibaut Courtois muss ganz schön betropetzt aus dem Trikot geschaut haben, als sein Verein Atlético den FC Chelsea zog. Schließlich war zunächst unklar, ob der Tormann Atléticos überhaupt spielen würde dürfen, nachdem sein Klubpräsident Enrique Cerezo erklärt hatte, bei jedem Match, das der von Chelsea ausgeliehene Spieler gegen diesen Verein bestreite, würde eine Zusatzgebühr in Höhe von fast drei Millionen Euro fällig. Spät, aber doch reagierte die Uefa und erklärte eine solche Klausel, sollte es sie geben, für null und nichtig. Demnach dürfe kein Verein darauf Einfluss nehmen, welche Spieler ein anderer Klub einsetzt, um die "Integrität des sportlichen Wettbewerbs" nicht zu gefährden. Tatsächlich ist die Klausel gerade in Courtois’ Fall absurd: Als er nach Madrid kam, war er zwar ein vielversprechender Spieler und als Genk-Tormann bereits als bester Goalie Belgiens ausgezeichnet, aber erst 19 Jahre alt, und er hatte noch kein einziges Spiel für Chelsea oder das Nationalteam bestritten. Nun ist er in der dritten Saison bei den Madrilenen, die für das Leihgeschäft ohnehin schon 8,6 Millionen Euro überwiesen haben, am Höhepunkt angekommen - und dann sollte er das nicht auskosten dürfen? Gut, dass die Uefa erkannt hat, dass das sittenwidrig wäre, und ein Machtwort gesprochen hat. Ende gut, alles gut für Courtois also? Mitnichten. Denn nun werden die Diskussionen erst recht losgehen - und möglicherweise sogar noch die Sportgerichte beschäftigen. Courtois wird damit zum Spielball wider Willen - und bei jeder Situation im Halbfinale besonders unter Beobachtung stehen. Nicht gerade die besten Aussichten auf eine reibungslose Vorbereitung.