Zwei Riesencoups in acht Monaten. | Heuer will er um eine Milliarde Euro zukaufen. | Höhenflug trotz Immobilien-Krise. | Innsbruck/Wien. Er war lange ein Phantom: In der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt, wurde ihm in der Immobilienszene das Image des ehrgeizigen Glücksritters zugeordnet, dessen Tage gezählt seien. Man wusste kaum mehr, als dass er sich in den Kopf gesetzt hatte, in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol wiederzubeleben.
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Heute ist das anders: Der Tiroler René Benko, kürzlich 31 geworden, ist mit zwei Deals innerhalb von neun Monaten schlagartig als Big Player der Immobranche akzeptiert worden. Im November 2007 machte er Schlagzeilen, als er der Bawag für 170 Millionen Euro die Zentrale in der Wiener Tuchlauben und das Haus Kärntner Straße 11 abkaufte.
Den zweiten Coup landete er Mitte August, als er der Bank Austria zwei Top-Immobilien (die frühere Länderbank-Zentrale und das einstige Zentralsparkassa-Hauptquartier in der Vorderen Zollamtsstraße) abnahm. Kolportierter Kaufpreis: 175 Millionen Euro.
Bei beiden Coups bootete er die Promi-Konkurrenz aus. An der Spitze seiner Signa Holding dirigiert Benko ein Firmenimperium (siehe Grafik), das mittlerweile aus rund 50 Unternehmen besteht und ein Portfolio verwaltet, das auf 2,5 bis 3 Milliarden Euro taxiert wird. Sein Headquarter befindet sich in Innsbruck, in Wien logiert Benko in einem stilvollen Office im noblen Palais Harrach, weitere Büros unterhält er in Zürich, Luxemburg, Düsseldorf und München.
Der medienscheue Tiroler versteht die Skepsis, mit der sein Höhenflug quittiert wird, durchaus. Doch Mutmaßungen, sein Imperium könnte wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, begegnet er mit stoischer Ruhe: "Erstens haben wir eine sehr große Basis, ohne die wir das nicht machen könnten, was wir tun. Und zweitens wird die Skepsis umso geringer werden, je länger ich im Geschäft bin." So nebenbei verweist er darauf, dass das Eigenkapital seiner Gruppe schon weit über 100 Millionen Euro ausmacht. Und dass potente Partner wie Raiffeisen gerne einen Beitrag zu seinem Erfolg leisten.
Raiffeisen stärkt Benko finanziell den Rücken
Derzeit ist Benkos Signa Holding mit zwölf Development-Projekten beschäftigt: Abgesehen von seinem ersten Prestigeobjekt, dem Kaufhaus Tyrol, ist er an drei spektakulären Vorhaben dran, die gemeinsam mit der von ihm begeisterten Raiffeisen Leasing durchgezogen werden: Am Standort des ehemaligen Autohauses Linser (dem "Linser-Areal") entwickelt Benko einen multifunktionalen Gebäudekomplex, zu dem neben einem Einkaufszentrum mit 15.000 Quadratmetern Mietfläche auch ein Gymnasium und 30 Shops gehören werden. Investsumme: 45 Millionen.
Das hypermoderne Büroprojekt Rivergate, das am Wiener Handelskai 92 entsteht, verfügt über eine vermietbare Fläche von fast 50.000 Quadratmetern. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 120 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2010 geplant.
In Gardone an der südlichen Westküste des Gardasees entsteht auf einer von Benko erworbenen 10 Hektar-Liegenschaft das aus Hotel und Villen bestehende Luxusresort Villa Eden, das 40 Millionen kosten wird. Die von Stararchitekten wie Matteo Thun entworfene Anlage soll ebenfalls 2010 fertiggestellt sein.
Das Investmentvolumen von eineinhalb Milliarden Euro wird komplettiert vom Forum Salzburg, dem Campus 41 in Belgrad und den kürzlich an Land gezogenen Projekten: Benko will die Bawag-Zentrale und einstige Länderbank-Direktion gemeinsam entwickeln und rund 500 Millionen Euro in ein Luxushotel, Penthäuser, ein elegantes Einkaufszentrum und Büros investieren.
Zwei Fondshäuser in Deutschland
Übrigens: Heuer möchte er noch für rund eine halbe Milliarde Immobilien zukaufen, wobei Projekte in London und Luxemburg Priorität haben. Benko, der primär in Österreich tätig ist, sich aber auch in Deutschland, Italien, Kroatien und Serbien engagiert: "Wir werden weiter expandieren, aber nicht mit allen Mitteln und nicht um jeden Preis."
Ursprünglich nur auf Immobilienentwicklung konzentriert, hat sich die Benko-Holding in den vergangenen zwei Jahren zu einem Immobilieninvestor europäischen Zuschnitts gemausert: Bereits 2003 hatte er unter dem Titel Real Estate Investment Banking eine Abteilung gegründet, die Leistungen für institutionelle und private Investoren anbieten sollte. Diese Aufgabe übernahmen in der Folge zwei zur Gruppe gehörige Immobilienfondshäuser: In Düsseldorf ging die Signa Property Funds-Gruppe an den Start, die mit geschlossenen Immobilienfonds um die Gunst privater Investoren buhlt, die jeweils mindestens 30.000 Euro locker machen.
Und in München konzentriert sich die Signa Recap Holding AG vorwiegend auf institutionelle Anleger, die mit 10 Millionen Euro Mindest-Zeichnungsvolumen bei den auf österreichische, osteuropäische oder deutsche Projekte ausgerichteten Fonds mitziehen können, nämlich beim Signa Real Estate Capital Partners Development I. oder dem Signa Real Estate Capital Partners Berlin 01 Fonds.
Aus dem Faktum, dass das Vertriebsvolumen via Fonds "stetig gestiegen" ist, zieht Benko die Schlussfolgerung: "Wir sind absolute Nutznießer der Immo-Krise, weil die Konkurrenz weniger wird und die Anleger wieder mehr Transparenz suchen, die wir ihnen bieten können."
Ein Börsegang ist für Benko kein Thema
Der begnadete Networker kann sich auf Partner wie den Tiroler Wirtschaftskammerpräsidenten Jürgen Bodenseer, die Donau Versicherung, die OÖ. Versicherung und den Deutschen Frank Tölle ebenso verlassen wie auf einen illustren Freundeskreis: Dazu gehören beispielsweise Noch-Kanzler Alfred Gusenbauer, Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, Ex-Innenminister Ernst Strasser oder Immobilienprofi Alexander Neuhuber, aber auch der Berliner Ex-Bürgermeister Eberhard Diepgen, der zu Benkos Beratern zählt.
Nicht nur seine Freunde, sondern auch Konkurrenten wie Hanno Soravia schätzen Benkos Cleverness, seinen Elan und sein Gespür. Für Benko selbst bedeutet Erfolg nicht mehr nur Geld, wie noch vor zehn Jahren, sondern die Realisierung einer Vision: "Ich will mit Signa als Global Player europaweit reüssieren." Ein Börsegang ist für ihn kein Thema: "Ich bin stolz, ein Unternehmen in privater Hand zu besitzen - das hat viele Vorteile. Und daran wird sich auch nichts ändern."
Zur Person:René Benko wurde am 20. Mai 1977 als Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Kindergärtnerin in Innsbruck geboren. Die Matura musste er vorzeitig vergessen: Er hatte in der Handelsakademie zu oft gefehlt, weil er mit 18 Jahren einem Freund half, Dachböden sanierungsbedürftiger Häuser auszubauen.
Mit 22 gründete er ein kleines Bauträgerunternehmen namens Immofina, was die Wiener Immofinanz nicht goutierte. Ein Jahr später lernte er den damals 52-jährigen Multimillionär Karl Kovarik kennen, der eben die Stroh-Tankstellen an die OMV verkauft hatte. Dieser finanzierte Immofina mit rund 25 Millionen Euro. Benko wollte zunächst Ärztezentren errichten, was er an vier Standorten (Linz, Baden, Salzburg, Innsbruck) realisiert hat. Seine Firma M´Management betreibt die Gesundheitszentren unter der Marke Medicent. Großprojekte wie der Neubau des Innsbrucker Kaufhauses Tyrol sowie das BIGG Outlet Center Parndorf folgten. Aus dem Ein-Mann-Betrieb ist inzwischen eine aus rund 50 Unternehmen bestehende Gruppe mit mehr als 100 Mitarbeitern geworden.
Benko, der geschieden ist und eine Tochter hat, ist Mehrheitsgesellschafter der Signa Holding (zuvor Immofina). Kovarik hält an ihr 47,5 Prozent, bleibt selbst jedoch im Hintergrund. Benko führt die Geschäfte von 18 Gesellschaften selbst und ist fünffacher Aufsichtsrat. Er fährt seit sieben Jahren Ferrari ("habe aber kaum Zeit dazu"), besitzt eine Villa in Simeone am Gardasee und zwei Citations-Privatflieger. Hobbys: Schwimmen, Radfahren und Skitouren.
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