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Ich kenne das Burgtheater enorm gut und wünsche ihm, dass es sich in Ruhe und Frieden und kreativ wiederfinden und den gigantischen Schuldenberg abbauen kann. Wenn der abgebaut ist, dann höre ich auch wieder hin, wenn jemand ruft." Martin Kušej war sehr ehrlich in seiner Begründung, warum er partout nicht Burgtheaterdirektor werden wollte.
Zimperlich darf man freilich nicht sein, wenn man den Job in der jetzigen Situation annimmt. Das Minus ist beträchtlich, zwei Arbeitsprozesse laufen und werden die Gerichte mit mitunter bizarren Schilderungen der Geldflüsse noch lange beschäftigen.
Karin Bergmann war schon als interimistische Direktorin die pragmatische und damit richtige Wahl: Sie hatte jahrelang in den verschiedensten Positionen an der Burg gearbeitet, man konnte von ihr erwarten, das Dickicht der Turbulenzen zu durchblicken. Dazu kam, dass das Ensemble geradezu flehentlich hinter ihr stand – und steht. Die Entscheidung für sie ist fair und logisch.
Natürlich kann man argumentieren, dass Kulturminister Josef Ostermayer nun keinen klaren Schnitt mit der so desaströsen jüngsten Vergangenheit gewagt hat. Zuletzt hatten sich die Anwälte des entlassenen Vorgängers Matthias Hartmann schon auf Karin Bergmann eingeschossen. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Das wird Karin Bergmann aushalten müssen. Sie wird sich hoffentlich nicht davon ablenken lassen. Denn es gibt viel zu tun. Es steht nicht weniger als der Ruf des größten deutschsprachigen Theaters am Spiel. Und schließlich ist Bergmann zuzutrauen, dass zuletzt Rares in die Direktion zurückkehrt: Charme.