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Die - rhetorische - Frage der "Bild"-Zeitung hatte schon irgendwie etwas Herziges. "Warum ist Vettel außerhalb von Deutschland so unbeliebt?", schrieb sie angesichts der Pfiffe gegen den Vierfach- , Pardon Noch-Dreifachweltmeister in Singapur. Dabei bräuchte sie nur bei den internationalen Branchenkollegen nachlesen: "The Sun" sah bei Vettels Sieg eine "Lehrstunde in Sachen: Wie zerstöre ich den Rest des Fahrerfelds", die spanische "El Mundo Deportivo" eine "Demütigung aller Rivalen", und die "Gazzetta dello Sport" befand sogar: "Vettel macht Angst". So wird Vettel also wahrgenommen: als eine zerstörerische, demütigende und furchteinflößende Siegmaschine. Dass das die Beliebtheitswerte nicht steigert, kennt man spätestens seit Michael Schumacher, als dessen legitimer Nachfolger der 26-Jährige ja auch gehandelt wird. Dann ist da noch die Perfektion der Red-Bull-Maschinerie im Hintergrund, die auch nicht allerorten auf Begeisterung stößt, und auf der Gegenseite ein aufopfernd kämpfender, aber leider glückloser, weil nicht mit dem allerbesten Auto ausgestatteter Fernando Alonso. Mehr braucht’s nicht für eine klare Sympathienverteilung.
Die Sorgen der "Bild" scheinen aber eigentlich eh unbegründet zu sein, denn Vettel tut abgesehen vom Siegen auch das Seinige zu seinem Image. Bei RTL hatte er eine markige Antwort auf die Frage nach seiner Dominanz parat: "Wenn die anderen nach Hause gehen und sich die Eier in den Pool hängen, dann sind wir noch da und tüfteln weiter am Auto", meinte er. Viele Freunde hat er sich damit wohl nicht gemacht, doch darum geht’s ohnehin nicht. Die Formel 1 ist eine große Showbühne, in der Vettel seine Rolle perfekt spielt. Und wenn’s die des siegenden Bösewichts ist.