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Der Sommer fährt auf irren Straßen

Von Edwin Baumgartner

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Sommer ist’s. Die Themen gehen auf Urlaub. Die Vernunft macht es ihnen bisweilen nach. Was herauskommt, ist ein Aufreger für die heißen Tage. Also wegen nix und wieder nix. Zumal Leonding in Oberösterreich sich nicht dafür eignet, stellvertretend für die Welt oder für Europa oder für Österreich zu stehen. Ja, nicht einmal für Oberösterreich. Was indessen nichts daran ändert, dass die Optik verheerend ist.

In Leonding also gibt’s Krach wegen der Benennung einer Straße nach der bedeutenden und auch international angesehenen österreichischen Autorin Anna Mitgutsch. Die ÖVP nämlich hat ihre Zustimmung nämlich zuerst erteilt und jetzt doch wieder zurückgezogen. Nur mit den Grünen zusammen kann der SPÖ-Bürgermeister Walter Brunner den Beschluss mangels Mehrheit nicht fassen.

Die ÖVP argumentiert, nur Verstorbenen könne die Ehre einer nach ihnen benannten Straße zuteilwerden, was auf Anna Mitgutsch glücklicherweise nicht zutrifft. Doch das Argument ist löchrig, denn Gertrud Fussenegger (deren Sohn Lukas für die Grünen im Stadtrat sitzt und für die Benennung der Straße votiert) bekam sehr wohl zu Lebzeiten "ihre" Straße in Leonding.

Was die Optik nun gar so verheerend macht, ist weniger, dass Anna Mitgutsch eine "linke Autorin" ist, sondern dass sie Jüdin ist. Was man dem NSDAP-Mitglied Fussenegger gewährte, will die ÖVP also Anna Mitgutsch, Vorstandsmitglied der israelitischen Kultusgemeinde Linz, verweigern.

Die FPÖ war übrigens vom ersten Moment an gegen die "Anna Mitgutsch Straße".