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Der Sommer kommt

Von Kurt Geisler

Reflexionen

Nackte Bäuche und zerrissene Jeans gehören vorläufig der Vergangenheit an - so will es die Mode des kommenden Sommers.


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Gott sei Dank, werden einige seufzen. Das war ohnehin nicht jederfraus Sache, denn selbst bei schlanken Damen machte sich oftmals ein sonst nicht sichtbarer Hüftspeck bemerkbar. Nun, an dieser Stelle wird es bedeckter, ohne unerotisch zu sein. Statt Haut trägt die Weiblichkeit jetzt breite Gürtel über Jacken oder neuen Hemdblusen - um die Taille zu betonen, womit wiederum die Weiblichkeit nicht zu kurz kommt. Kurz kommt uns aber der Rock, der auch schlanker in der Optik erscheint. Auch Falten und Godets sorgen nach wie vor für Schwung. Die neuen Längen jedenfalls lassen immer Knie sehen.

Große Freude somit auch bei den Herren der Schöpfung: Der Mini ist für die kommende warme Jahreszeit wieder angesagt. Die vormals aggressive Erotik mit zuviel gezeigter Haut ist einer subtileren gewichen. Taille und Beine sind die weiblichen Attribute, die im Sommer im Blickpunkt stehen. Die Jacken nehmen wieder normale Proportionen an, nur bei Hemdblusen und bei Strick wird mit "oversized"-Proportionen als Kontrast zu den neuen schmalen Unterteilen gespielt. Tanktops und Trägershirts verschwinden diskret darunter. Da sie länger als bisher sein müssen, dürfen sie am Saum oder im Ausschnitt sichtbar sein, denn Layering - der "Schichtenaufbau" des Outfits - ist wieder angesagt. Weite Hemden oder Sackähnliche Pullover werden zu Leggings oder kleinen schmalen Hosen getragen. Auch die Röhre ist wieder "in". Bei allem aber darf nicht das wichtigste Accessoire der Saison vergessen werden: der zumeist breite Gürtel zur Akzentuierung der Taille.

Modernisierte Klassik. So verschieben sich langsam die Proportionen. Die Mode wird sachlich und erwachsen, cleaner und klarer, alles Üppige an Dekorationen fällt flach. Dafür erwarten uns neue Farbharmonien, neue Schnitte und neue Proportionen. Ein Trend zur Eleganz, der sich bei den Herren erst im kommenden Winter einstellt, deutet sich bei den Damen bereits im Sommer an. Es wird kultivierter und angezogener als zuvor. Gerade junge Frauen, bislang in einer Jeans- und Sportswear-Ära aufgewachsen, kennen den Begriff "Klassik" weniger. Und so macht sie dieser Look neugierig.

Doch keine Angst vor einer möglichen Langeweile. Purismus und Zurückhaltung sind nur die Leitgedanken für eine raffinierte Ausstattung. Erst eine dezente Basis bringt die pfiffige Machart zu ihrer eigentlichen Wirkung. So strahlen zum Beispiel transparente Blusen, kombiniert mit Blazer oder Jacke, eine zarte Erotik aus. Gleiches gelingt durch Lingerie-Kleider - Zeitgeist im Sommer 2007.

Die klassischen Elemente werden auf eine neue Art zu sehen sein - keine Strenge im konservativen Sinn. Eine moderne Interpretation lässt vieles zu: mal lässig, mal couturig, mal feminin. Manche Modemacher sprechen gar von einer "glamourösen Souveränität". Fantasielose Hosenanzüge jedenfalls sind passé, zumal auch die sportive Kleidung "angezogener" wird.

Nur nicht glatt und geleckt. Das fängt bei kostbarsten Materialien und aufwendigen Schnittführungen an und hört bei teuersten Couture-Verarbeitungen nicht auf. Material und Verarbeitung sind ein entscheidender Faktor, um Modernität zu demonstrieren. Garnmischungen mit Metall, Ausrüstungen und Waschungen geben Stoffen und Leder eine strukturierte, belebte Optik. "Nur nicht glatt und geleckt" ist die Devise. Sportive Stoffe machen couturige oder klassische Schnitte erst modern und real.

Am deutlichsten zeigt sich die Beruhigung der Mode bei den Farben. Helle Töne überstrahlen die Saison. Sie werden in Abschattierungen miteinander kombiniert oder mit dunklen Tönen wie Schiefer, Navy oder Schwarz kontrastiert. Streifen, geometrische Minimaldessins und grafische Schablonen-Motive sind die wichtigsten Dessinierungen.

Maritimer Look. Der Norden Europas bestimmt diesmal das Bild. Die Atmosphäre nördlicher Strände wird durch neue frische Blaustimmungen vermittelt, die alle Türkisschattierungen, Flieder, Violett, Braun und Gelb einbeziehen und die bekannte Trikolore-Farbigkeit vermeiden. Zu Streifen und Ringel kommen einfache Geometrics, die für klares, skandinavisches Design typisch sind. Blumenprints und Broderie Anglaise mischen romantische Elemente mit ein. Die 1930er-Jahre-Eleganz traditioneller Wassersportarten erlaubt auch den Marineblazer in Weiß oder Dunkelblau.

City-Safari. Dieser sportive Stil wird in verschiedenen Varianten geboten. Zahlreiche phantasievolle Taschenapplikationen, Schulter- und Ellbogenverstärkungen rüsten für den emanzipierten Nahkampf in den Metropolen. Nieten, Ösen, Riegel und Schnallen sind die neuen Dekorationselemente. Dazu kommen durch Kontrast- und Zierstepperei betonte Nähte und mit Bändern oder Lederpaspeln eingefasste Kanten.

**Tiger aufs Kleid. Schwarz, Weiß, Beige und Marineblau sind die Farben der Kollektion. Sexy Jerseykleider mit Raffungen und Wickelungen oder schlichte Etuikleider stehen für den Look einer selbstbewussten und souveränen Frau. Bleistiftröcke, kombiniert mit transparenten Tuniken oder aufwändig gearbeiteten Seidenblusen mit riesigen Volants, sind stets elegant. Eine auffällige Abart des Safari-Gedankens: der Tigerdruck. Ob als Trenchcoat, Lingerie-Kleid oder Bikini - auffällig, aber nie laut!

Asien-Look. Die ganz großen Highlights dürften neue Kleider in vielen Variationen sein. Wie immer auch deren Formen aussehen mögen, kniekurz ist ein Muss. Hemdblusenkleider, Wickelkleider aus Jersey und ärmellose Shiftkleider à la Audrey Hepburn bestimmen in diesem Sortiment das Bild. Auch Asien ist wieder im Blickpunkt. Der letzte "Geisha"-Film hat die Aufmerksamkeit auf Kimono-Schnitte, auf japanische Muster und die Origami-Technik gelenkt, die Anregung für neue raffinierte Plissee- und Faltendetails gegeben hat.

Maskuline Avantgarde. Etwas anders sieht es bei der jungen Avantgarde aus. Hier sind Sakkos und Hemden beliebt, die aussehen, als wären sie vom Freund geliehen. Westen, Pullunder und Krawatten, Schals und Tücher als Accessoires verstärken diesen maskulinen Habitus.

Am Abend: Korsagenkleider. Am Abend besticht der klassische Kontrast aus Schwarz und Weiß. Tiefe Dekolletés, schlichte Korsagenkleider aus schwerer Seide - oder auch der Tigerdruck in klarem Schwarz/Weiß. Absolut edel ist auch Silbergrau. Besonders in Kombination mit Spitze und Wildseide - glamourös und First Class!