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Der Song Contest ohne uns

Von Bernhard Baumgartner

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Es gab einmal Zeiten, da war die Übertragung des Song Contests ein Pflichtprogramm, um bei den Gesprächen am Montag im Büro dann zu fachsimpeln, warum Österreich schon wieder abgestunken ist.


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Dieser Schmach hat sich der ORF schon seit einigen Jahren entzogen - man nimmt einfach nicht mehr teil. Und damit das nicht so auffällt, wird die Show auch weder übertragen noch mit einer Silbe in den ORF-Radios erwähnt. Das ist schade. Es gehörte irgendwie schon zu den kleinen Freuden des Alltags, sich über die Länder des Nordens und des Ostens aufzuregen, die sich gegenseitig trotz völlig jenseitiger Beiträge die Höchstpunkte zuschoben. Auch dass die Deutschen uns wieder einmal mit null Punkten aussteigen haben lassen, war eine gerne zur Pflege einschlägiger Ressentiments herangezogene Tatsache. Auch das Amüsement über interessant gekleidete und noch interessanter englisch sprechende Moderatoren aus Ländern, die man jetzt trotz Geographie-Matura nicht so ohne weiteres auf der Landkarte finden würde, bleibt nun verwehrt.

Dass das beim Song Contest Gebotene meist musikalisch von durchaus fragwürdiger Qualität ist, tut dabei nichts zur Sache. Es war eines jener Rituale des Fernsehens, auf die zu verzichten gar nicht so leicht ist. Die einzige Freude, die uns jetzt noch bleibt, wäre beim Finale am Samstag zuzusehen - und zwar in der ARD -, wie die Deutschen mit ihrem Beitrag wieder einmal einfahren. Doch auch danach sieht es heuer nicht aus. Bleibt nur eine Lösung: Der ORF muss wieder teilnehmen. Die paar Euro Mehrausgaben muss uns eine ordentliche Blamage schon wert sein.