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Die Bertelsmann-Stiftung prüft regelmäßig Länder auf ihre gesellschaftliche Tragfähigkeit. Österreich befindet sich im Mittelfeld, aber mit zwei bemerkenswerten Entwicklungen: Die Hilfsbereitschaft nimmt ab und man tut sich hart in der Akzeptanz sozialer Gruppen, die nicht dem hiesigen Mainstream entsprechen. Homosexualität und Zuwanderung beispielsweise haben die Österreicher nicht so gerne.
Politische Gruppierungen sollten das Ergebnis ernst nehmen. Die kommenden Jahre werden wirtschaftlich schwierig, Europa wird sich solidarisch anstrengen müssen, die Arbeitslosigkeit trotz fehlendem Wachstum zu reduzieren.
In solchen Situationen tun sich Gesellschaften, die ein starker Zusammenhalt prägt, leichter. Gegenseitige Toleranz macht in Zeiten sinkenden Wohlstands das Leben leichter.
Eine Möglichkeit für die Parteien wäre es beispielsweise, ein paar wesentliche Themen aus ihrer Klientelpolitik zu lösen, wie Bildung.
Auch der Familienbegriff ist ein anderer geworden, das Vater-Mutter-Kind-Schema führt zur Ausgrenzung von immer mehr Menschen. Familie steht aber als Wort für Zusammenhalt.
Österreich müsse lernen, Vielfalt als sozialen Kitt zu begreifen, so die Studienautoren von Bertelsmann sinngemäß. Welches Beispiel gibt also jener FPÖ-Politiker, der einer muslimischen Jugendgruppe verbieten wollte, beim Aufräumen nach dem Hochwasser zu helfen?
Einen umfassenden Integrationsbegriff gibt es - mit Ausnahme der FPÖ - in jedem Parteiprogramm. Politiker sollten also öfters über die Parteigrenzen hinweg ihre Übereinstimmungen kundtun. Ein gemeinsam vertretenes Ziel vermag das Volk zu beeindrucken, wie das Beispiel der Volksabstimmung zum EU-Beitritt sehr schön zeigte.
Wenn Politiker abseits dogmatischer Positionen Gemeinsamkeit demonstrieren, so fördert dies den sozialen Kitt. Denn daraus entstehen positive Ideen.
Die kommenden Jahre wären prädestiniert dafür, diverse Gruppen an den Rand oder gar aus dem Land zu drängen. Zuwanderung zu verbieten, weil es am Arbeitsmarkt schwierig wird, ist aber nicht nur kurzsichtig, sondern macht eine Gesellschaft auch unglücklich. Verachtung ist kein Kitt. Es wäre also fein, wenn uns die Parteien in der Wahlauseinandersetzung mit einigen Glücksmomenten überraschen würden.