Stronach über Reichensteuern, das richtige Pensionsalter und sein politisches Vorbild.
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"Wiener Zeitung": Sind 770 Euro Mindestsicherung gerecht?Frank Stronach: Eine Gesellschaft kann daran bemessen werden, wie sie sich um die ärmsten Leute kümmert, die sich aus irgendeinem Grund selbst nicht helfen können. Wir sind für eine Sozialkarte statt der Mindestsicherung. Mit dieser Karte kannst Du Brot, Milch, Butter, Kartoffel und alle Lebensmittel kaufen, die man für den Alltag braucht. Aber Du kannst kein Geld für Alkohol oder Zigaretten verplempern. Das bekommst Du mit der Karte nicht.
Sind Sie für Reichensteuern, wie sie derzeit diskutiert werden?
Wenn wir die besten Manager und Unternehmer zu hoch besteuern, gehen sie weg aus Österreich. Und dann wird alles noch schwieriger. Wir brauchen die Arbeitsplätze in unserem Land. Wir sollten weniger daran denken, wie der Staat zu noch mehr Steuereinnahmen kommt, sondern eher daran, wie wir die Kosten der Verwaltung reduzieren können. Wir sind für einen zivilisierten Abbau der Verwaltungskosten von fünf Prozent pro Jahr über die nächsten fünf Jahre.
Wie hoch sollen Manager besteuert werden?
Sie sollen so viel Steuern wie notwendig, aber so wenig wie möglich zahlen. Wir müssen die große soziale Kluft zwischen Arm und Reich verringern. Aber das geht nicht durch Umverteilung, sondern indem wir schauen, dass sich die Menschen etwas erwirtschaften können. Deshalb bin ich auch dafür, dass Unternehmer ihre Mitarbeiter am Gewinn der Firma beteiligen.
In Ostdeutschland wurde nur umverteilt und daran ist das Land zu Grunde gegangen. Es geht nicht, dass alle gleichgemacht werden. Der Sozialismus verstößt gegen das Naturgesetz. Das Naturgesetz besagt, dass jeder, der in der Früh aufsteht, ein besseres Leben will.
Sind Sie für eine Flat-Tax, eine Einheitssteuer für alle?
Wir sind für eine "Fair-Tax", mit gestaffelten Sätzen ab 12.000 Euro mit der Höchstgrenze 100.000 Euro.
Sollen die Gewerkschaften weiterhin bei Löhnen mitreden?
Magna ist groß geworden ohne Gewerkschaften.
Wie viel Steuern sollen Firmen zahlen?
Firmen, die ihre Gewinne im Inland investieren, sollen nur zehn Prozent Steuern zahlen; wenn sie die Mitarbeiter mit 10 Prozent am Gewinn beteiligen, sollen sie gar keine Steuern zahlen. Firmen, die im Ausland investieren, sollen 40 Prozent zahlen. Außerdem dürfen Verluste im Ausland nicht von der Steuer abgezogen werden.
Welches Pensionsalter ist gerecht?
Jeder soll dann in Pension gehen, wann er will.
Aber der Staat muss festlegen, ab wann die Pension ausgezahlt wird.
Das soll sich daran bemessen, wie viel jeder einzahlt. Wer mehr einzahlt, kann früher gehen.
OK, anders gefragt: Ich bin 36, wann soll ich in Pension gehen?
Du musst nicht mit 60 gehen, Du kannst zum Beispiel bis 82 Bestseller schreiben.
Und die Kassiererin da drüben, die ihre Arbeit vielleicht nicht mag?
Die könnte auch in einer Gärtnerei arbeiten oder einer anderen Tätigkeit nachgehen, die ihr Freude macht. Wir wollen sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber Steueranreize schaffen, die es attraktiv machen, länger zu arbeiten. Ältere Arbeitnehmer würden weiterhin in das Arbeitsleben miteinbezogen sein.
Sind fünf Wochen Urlaub okay?
Jeder soll so lange gehen, wie er will.
Anders gefragt: Wie viel Urlaub gab es bei Magna?
Zwischen drei bis fünf Wochen.
Wer ist ihr politisches Vorbild?
Michail Gorbatschow.
Mögen Sie Silvio Berlusconi?
Ich kenne ihn nicht und muss ihn nicht kennenlernen.
Sie werden erstaunlich oft mit Jörg Haider verglichen.
Da gibt es keine Beziehung. Er hat schon am System gerüttelt. Aber er hat genauso wie der Erwin Pröll nie Löhne bezahlt.
Apropos Pröll: Der hat gesagt, er hat nur Karl May gelesen . . .
. . . und dann hat er geglaubt, er ist der Häuptling.
Und Ihr Lieblingsbuch?
Peter Roseggers "Waldheimat".
Abschlussfrage: Haben Sie ein Konto bei der Raiffeisen?
Weiß ich nicht, musst Du meinen Finanzmitarbeiter fragen.
Frank Stronach (80) stammt aus Kleinsemmering bei Weiz. Geboren als Franz Strohsack, schaffte es der gelernte Werkzeugmacher in Kanada mithilfe seines Autozulieferkonzerns Magna zum Selfmade-Milliardär.