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Wiener Lesetest, Hernalser Lesetest, Salzburger Lesescreening und nun auch die Lese-Check-Box. Letztere ist das jüngste einer Reihe von Tools zur Überprüfung der Lesekompetenz in der Volksschule. Damit sollen Lehrer "checken", ob ihre Taferlklassler die ersten Buchstaben bereits intus haben. Passieren soll das um Weihnachten herum, also vier Monate, nachdem sie die ersten acht Buchstaben gelernt haben. Ob Lehrer die Check-Box anwenden, ist ihnen überlassen.
Da die Kinder sich früher oder später an Tests gewöhnen müssen, klingt das ganz plausibel. Doch es ist ein ziemlicher Spagat, der den Lehrern da abverlangt wird. Schließlich wurde ihnen jahrelang indoktriniert, man solle die Kinder individuell fördern, mit ihnen auf spielerische Art und Weise lernen und sie "abholen, wo sie sind". Und dann verlangt man, wie beim Wiener Lesetest, ihre Schüler sollen unter Zeitdruck lesen und Textaufgaben lösen, die mitunter den Horizont von Erwachsenen übersteigen. Dass sich hier Widerstand regt, ist klar. Doch siehe da: Die Lese-Check-Box sei "eigentlich ein ganz vernünftiges Angebot zur Prüfung", ist aus Wiens Lehrerzimmern zu vernehmen. Der feine Unterschied liegt wohl in dem Wörtchen "Freiwilligkeit" - denn am Goodwill der Lehrer kommt letzten Endes kein noch so fein ausgeklügelter Test vorbei.